11. [771] Dracula lässet den Türckischen Legaten die Hüte auf die Köpffe nageln.

[771] Weil in der vorigen Historie gedacht / wie durch Demuth eines Weltweisen das harte Hertz des tyrannischen Dionysii erweichet ist / als wil ich in dieser gedencken eines Exempels / daraus zu sehen / wie durch Stoltz der Fürsten Gemüther können zum Zorn und zur Verbitterung getrieben werden. Denn von dem tyrannischen und blutdürstigen Dracula, Weywoden in Siebenbürgen / lieset man / als zu ihm auf eine Zeit der Türckische Käyser seine Legaten schickte / daß sie bey ihm etwas anbringen solten / und die Legaten ihres Landes Art nach / die Türckische Hüte nicht abziehen wolten / sondern auf dem Kopff behielten /habe ihn solches sehr verdrossen. Er hat sie anfangs freundlich erinnern lassen / sie solten sich besinnen /mit wem sie zuthun hätten / ihm seine gebührende Ehre geben / und die Häupter entblössen / wann sie mit ihm zu thun hätten. Wie sie sich aber dessen verwegerten / und ihren alten Gebrauch vorwendeten /siehe / da hat Dracula zu Bestärckung ihres alten Herkommens einem jeden unter ihnen unter seinen Türckischen Hut mit drey Nägeln auf dem Kopff feste machen lassen / damit sie also die Hüte niemahls abziehen dürfften.


Ehre dem die Ehre gebühret / mancher hält steiffer über alte Gebräuche / als über GOttes Gebot. Zu hart und strenge seyn / ist nicht zu loben / sondern heißt: Summum jus, summa sæpe injuria.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 771-772.
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