14. Der Käyser [775] M. Aurelius Antoninus gehet in seinem hohen Alter in die Schul.

[775] Von diesem Kayser Marco Aurelio Antonino, (der wegen seiner grossen Wissenschafften mit dem Zunahmen Philosophus genennet ist /) lieset man / daß er noch in seinem hohen Alter / nemlich in dem 60. Jahr zu dem berühmten Mann Apollonio sey in die Schule gegangen. Wie nun einsmals desselbigen Colega Lucius Verus ihm begegnete / und ihn fragte /wo er hinaus gedächte: Der Käyser aber ihm antwortete: Es stünde einem Alten wol an / daß er etwas lerne / er wolle hin zu dem gelehrten und vielerfahrnen Apollonio, und von ihm erlernen / was er nicht wisse. Wie dieß der Lucius Verus gehöret / hat er seine Hände hinauf gen Himmel gehoben und gesaget: O Jupiter! Dieser Käyser träget in seinem hohen Alter in der Hand eine Tafel / wie ein junger Knabe / und gehet in die Schule etwas zu lernen / da der König Alexander M. allbereit im zwey und dreyßigsten Jahr gestorben ist.


Der Könige bester Rath ist Klugheit. Man muß sich nicht schämen etwas zu lernen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 775-776.
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