35. Warum die Schwanen von GOTT gerechnet unter die Unreinen.

[798] Im dritten Buch Mosis / cap. 11. vers. 18. hat GOTT dem Israelitischen Volck unterschiedliche / sowohl Thier / als Vögel benennet / die sie als unreine solten achten / und derselbigen Fleisch nicht essen. Darunter wird mit gefunden der weisse Schwan. Darüber könte sich vielleicht jemand verwundern und fragen / was doch GOTT für Ursache müsse gehabt haben / einen solchen schönen Vogel unter die unreinen zu zehlen /der herein gehet mit so aufgerichtetem langen Halse /der gezieret und geschmücket ist mit Schneeweisen Federn / so daß ein jeder / der ihn siehet / ihn nicht ohne Belustigung kan anschauen. Der Kirchen-Lehrer Origenes, (der / von wegen seiner schweren und unverdrießlichen Kirchen-Arbeiten / wie auch vielen Schrifften ist Adamantius genannt.) Hom. in Lib. Num. bemühet sich das darunter steckende hohe Geheimniß zu erklären / wann er saget: GOtt habe den Schwan vor unrein erkläret / weil er ein lebendiges Muster sey der Heuchler und Gleißner. Wie das? Denn sagt er: Wie der Schwan auswendig trägt weisse Federn / aber damit überdecket sein schwartzes Fleisch: Also stellen sich die Heuchler auswendig still / sittsam und fromm: Im Hertzen aber stecken sie voll schwartzes Sünden-Fleisches.


Die Schrifft ist voller Geheimnisse / darum forschet /daß ihr möget finden / den darein vergrabenen Seelen-Schatz. Heuchler gefallen GOTT nicht / sondern seyn unrein und ein Greuel.[798] Es seyn nicht alle Köche / die lange Messer tragen. Cura esse quod adis.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 798-799.
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