39. [802] Carolus König zu Navarra muß jämmerlich verbrennen.

Man lieset vom Carolo einem Könige zu Navarra /als er im Jahr Christi 1386. gantz contrac war / und sonst seine Glieder nicht zur Nothdurfft gebrauchen können / habe er sich auf Rath und Gutachten seiner Aertzte lassen einnehen / in ein leinen Tuch / welches zuvor in Regen-Wasser war eingetunckt und genetzet worden. Was geschicht / derselbige / der den König eingenehet hatte / als er den Faden abschneiden sollen / nimmet er ein Licht / brenne den Faden ab / und gehet davon. Da nun jederman vermeynet / der König lege in seiner sanfften Ruhe / und also unter den Dienern niemand vorhanden war / der auf den König hätte acht gehabt / siehe da, fänget das abgebrannte Fädelein an zu glimmen und erreichet das leinen Kleid / in welches der König genehet war / das nimmt die Flamme schnell an sich. Der krancke König aber /der sich weder reget[802] noch bewegen können / und seine Diener nicht bey sich hatte / muste verbrennen und eines jämmerlichen Totes sterben.


Auch die Gewaltigsten dieser Welt seynd nicht sicher für dem Tode. Für einem bösen schnellen Tod / behüt uns lieber HErre GOTT.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 802-803.
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