41. Ein [804] Philosophus beantwortet vier Fragen.

Man schreibet von einem Könige in Italia, daß er von einem fürnehmen Philosopho vier Dinge gefraget /und davon seine Meynung zu sagen begehret habe. Als folgende: 1. Was der Mensch wäre? 2. Wem er zu vergleichen sey? 3. Was des Menschen Thun? 4. Was er für Gefehrten hätte? Alle vier habe ihm der Philosophus also beantwortet: Auf die erste Frage: Was der Mensch wäre? Hat er geantwortet: Der Mensch wäre ein Gast und Fremdling / und sein Lauff gehe immer nach dem Tode. Auf die zweyte / wem der Mensch zu vergleichen? Sagt er: unterschiedlichen Dingen. Als erstlich: Einem Eyß / welches / so bald die Sonne darauf scheinet / verschmeltzet. Zum andern / dem Thau / der am Graß hienge / und von der Sonnen verzehret würde. Zum dritten / einer Wasserblasen / die leicht zergienge /[804] und zerspringen. Vierdtens / den Blättern auf den Bäumen / welche bald abfielen und verwelckten. Auf die dritte Frage / was des Menschen Thun? sagte er: Er müsse stets streiten und kämpffen auf Erden. Auf die vierdte / was er für Gefehrten hätte? Hat er gesaget: Seine Gefehrten seyn Durst / Hunger / Sorge / Kranckheit und endlich der Tod.


Auf kluge Fragen gehören kluge Antworten. Ein jeder wünsche mit dem H. Augustino: O Deus! Da mihi nosse Me & nosse Te.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 804-805.
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