42. [805] Alexandro wird verehret ein wunderbarer Stein.

Paulinus lib. de Mort. Temp. & Ætern. cap. I. gedencket eines wunderbaren Steins / welcher von einem alten Mann dem Alexandro M. dem herrschenden Welt-Monarchen / ist zu einem sonderlichen Geschenck præsentiret worden. Dieser Stein hat die Natur an sich gehabt: Wann man ihn in eine Sag-Schaale geleget / hat er alle andere Sachen / auch die allerschwersten überwogen / die in der andern Schüssel eingeleget waren; Aber wann man nur ein wenig Asche darauf streuete / ¡so sey er auch von den allerleichtesten Dingen überwogen worden. Uber diesen Wunder-Stein muste sich Alexander mit allen seinen Hof-Dienern verwundern / und trugen Verlangen die Ursache dessen zu erfahren. Derowegen hat der König Alexander etliche Weltweise Leute zu sich fordern lassen / und von ihnen begehret / sie solten ihm diß Wunder-Ding erklären / welche / nachdem sie sich lange bedacht hatten / endlich dem König dieses Morale daraus gegeben und gesaget: Herr König / der Stein bedeutet euren Zustand. Ihr seyd der schwere Stein / den[805] schier der Erdboden nicht tragen kan. Ihr übertrefft alle Potentaten / daß sie nichts gegen euch wägen. Aber es kan bald kommen / daß ihr müsset sterben / da euch die Erde wird bedecken / und werdet alsdann leicht genug werden.


Es stecket viel Wunderdings in der Natur / daß wird nicht alles können ergründen. Der ist aller Ehren werth /der alle Ding zum besten kehrt.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 805-806.
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