60. Vom Sprichwort: Eigner Herd ist Goldes werth.

[825] Apelles hat ein Weibes-Bild auf einer Schnecken stehend gemahlet / anzuzeigen / daß ein Weib wie eine Schnecke / ihr Hauß immer bey sich haben soll. Die Poeten haben hievon einen feinen Apologum erdichtet / sagende: Jupiter habe auf eine Zeit eine Hochzeit angestellet / und alle Thiere darzu geladen. Da seyn die Thiere alle zu rechter Zeit erschienen / allein die Schnecke sey zu späte kommen. Darauf sagt der Jupiter: Wie so langsam? Die Schnecke hat geantwortet: οἶκος φίλος, οἶκος ἄριςος. Eigner Herd / ist Goldes werth. Darüber sey Jupiter zornig geworden / und habe gesaget: Weil du so gerne in deinem Hause bist /so solt du dich nirgend hinwenden / du trägest denn dein Hauß mit dir auf dem Rücken. Daher kommet es auch / daß man die Weiber mahlet auf ein Schnecken-Hauß: Die alten Teutschen haben der Braut lassen die Schuh ausziehen / und mit einem Nagel an die Wand hefften / anzuzeigen / sie solle ihr Hauß abwarten-Von Caja Cœcilia, des Tarquinii Tochter lieset man /daß sie so gern daheim geblieben / daß / da man nach ihrem Tode ihr eine Grabschrifft aufgerichtet / man ihr einen Schuh / Rocken und Spindel darauf gemacht hat.


Die Weiber sollen fleißig das Hauß warten / denn von denen / die gerne Hauß bey Hauß gehen / hält man nicht viel. Ein häußlich Weib ist ihres Mannes Krone.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 825.
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