68. Der Athenienser Gebrauch bey Hochzeiten.

[833] Man lieset in den Historien / von den Bürgern zu Athen / daß / wann dieselbige eine Hochzeit angestellet / habe ein Knabe müssen vorher gehen / und mit lauter Stimme singen: ἔφυγον κανὸν, εὗρον ἄμεινον. Dem Bösen bin ich entrunnen / das Gute habe ich gewonnen. Wohin sie damit gesehen / ist leicht zu erachten. Sie hatten zwar als Heyden GOttes Wort nicht / doch haben sie aus dem Licht der Natur so viel gelernet / daß ein jeder / der sich in den Hauß-Stand begebe / zweyerley Wohlthaten erlange. 1. Dem Bösen entrinne. 2. Das Gute gewinne.[833] Das Böse haben sie gespüret in dem Fleische / wie dasselbige voll böser Lüste stecke / deßwegen sie dafür gehalten / es sey besser / daß er sein eigen Weib habe / und sich mit dero Liebe ergötze. Darnach haben sie befunden / daß keine grössere Liebe auf Erden sey / als zwischen Eheleuten / die einander lieben / als em Hertz und Seel / und sich von einander nicht lassen scheiden /als durch den zeitlichen Tod.


Ob nun wohl dieses Sprüchlein von den Heyden herkommt / doch hat es seinen Grund in H. Schrifft / als welche von dem Ehestand auf gleiche Weise redet / und anzeiget / daß / wer sich gottselig darein begebe / auch mit Warheit sagen könne: Dem Bösen entrinne er / nem lich allerhand bösen Lüsten: Das Gute gewinne er / nemlich einen getreuen Gehülffen in der Haußhaltung.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 833-834.
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