82. Etlicher Tyrannen tyrannische Thaten.

[849] Es hat jederzeit in der Welt gehabt tyrannische Menschen / die grausame Mordthaten begangen / wenig will ich berühren. Käyser Caligula hat Schauspiele angestellet / in welchen die Leute sich einander umbringen / oder nacket mit den wilden Thieren kämpffen musten / daß er auch mit Menschen-Blut seine Augen nicht erfüllen konte / als der gewünschet / daß alles Volck zu Rom nur einen Halß hätte / damit er solchen in einem Streich abhauen könte. Im ersten Jahr fiel er in eine Kranckheit / da lieff einer unter seinen Schmeichlern hin / und that ein Gelübd zu den Göttern / er wolte selber gerne sterben / wenn nur Caligula wieder aufkäme / hoffte hiedurch eine Hof-Suppen oder einen Gnaden-Pfennig zu verdienen. Da nun der Käyser wieder gesund ward / zwang er den Schmarutzer / daß er sterben / und also sein Gelübd bezahlen muste.

Käyser Commodus war auch ein rechter Blut-Hund / wann er sich bloß im Fechten übete / stach er allezeit seinen Widerpart nieder / dasselbige solte nur Kurtzweil seyn / und waren wenig Tage / daß er nicht Menschen-Blut vergoß. Bißweilen stellt er sich wie ein Barbierer / beschur seine eigene Freunde / und ehe sie sichs versahen / schnitt er einem mit dem Scheermesser sein Ohr hinweg / etc.

Caracalla war auch ein solcher wütriger Löwe /als er in die Stadt Alexandriam kommen / hielt er den gantzen Rath zu Gast / und gab vor / er wolte aus der Bürger Söhnen ihm eine sonderliche Leib-Guarde erwehlen: Als nun die Eltern ihre Söhne wohl geschmückt für den Käyser brachten / und eine grosse Anzahl Volck darzu kam / umringten seine Soldaten das Volck[850] allgemach / und schlugen sie / auf des Käysers gegebenes Zeichen / alle ohne Unterscheid todt /überfielen die Stadt / plünderten die Häuser / und muste alles sterben / was ihnen fürkam / welches Morden währete Tag und Nacht / daß das Blut häuffig aus den Häusern in den Fluß Nilum geflossen.

Diesem mag wol beygesetzet werden der Maximinianus, der ruffte einsmals seine Abgötter an / und hieß seine Soldaten zwischen zwey brennenden Holtzhauffen nach Heydnischer Weise durchgehen / und den Göttern zu Ehren / Weyrauch in das Feuer werffen. Nun waren in einem Regiment lauter Christen /wie auch ihr Oberster Mauritius / die wolten deren keines thun. Da ließ der Käyser den Zehenden aus ihnen heraus nehmen / und in Stücken zerhauen / und gebot den übrigen / dem Götzen die angestellete Ehre zu erweisen: Da sie es aber beständig abschlugen /muste abermahl der Zehende den Kopff hergeben /und wurd das vorige Gebot wiederholet. Da sie aber noch nicht wolten / umgab sie Maximinianus mit dem andern Krieges-Volck / und ließ sie alle niederhauen.


Das mag wol heissen / sich selbst zum grimmigen Löwen und reissenden Wolff machen: Denn die also wüten und toben / das seyn keine Menschen / sondern lauter Monstra und Ungeheuer / die nicht werth / daß sie der Erdboden tragen soll.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 849-851.
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