88. Bischoff Friedrich straffet Käyser Ludwig.

[859] Viele Exempel können aus der Schrifft und Welt-Historien herfür gebracht werden / die bezeugen / daß grosse Herren nicht gern die Warheit hören / noch sich gern straffen lassen. Doch finden[859] sich auch / ob gleich wenige / die das Straff-Amt nicht verachtet haben. So lieset man / daß einsmahls Fridericus zum Bischoff zu Trajecto geweihet ward / in Beyseyn Käyser Ludwigs des Gottseligen. Als er nun bey Käyserl. Majestät an der Tafel saß / und der Käyser ihn vermahnete / sein Amt ernstlich zu verrichten / ohne Ansehen der Person / weisete der Bischoff auf einen grossen Fisch in der Schüssel liegend / und sprach: Gnädigster Herr / wann ich von dem Fische essen wolte / wo solte ich ihn am füglichsten angreiffen /am Haupt oder am Schwantz? Als nun der Käyser Ludwig sagte: Ey! das Haupt ist das beste / daran fahet ihr billich an. Antwortete Bischoff Friederich darauf: Ey Herr Käyser / so straff ich Euer Majestät billich am ersten der Blutschande halben / so ihr in eurem Ehestande begehet / mit der Käyserin Judith /euer nahen Blut-Freundin: Welche Straffe der Käyser willig angenommen hat / und sich der Sünde ferner enthalten.


Bischöffe müssen die Heerde Christi weiden und straffen / es sey zu rechter oder zur Unzeit: Wohl dem / der die Straffe annimmt / und sich bessert.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 859-860.
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