90. Königs Abgari Brieff an CHRISTUM / und dessen Antwort.

[862] Euseb. Ecclesiast. Hist. lib. 1. cap. 15. erzehlet: Es solle König Abgarus zu Edessa dem HERRN CHRISTO ein Schreiben zugesand haben / folgenden Inhalts: Abgarus der Land-Fürst zu Edessa / entbeut seinen Gruß / JESU dem Heyland / dem Guten und Frommen / der sich in der Gegend der Stadt Jerusalem aufhält. Mir ist glaubwürdig fürkommen / wie daß du mit samt den Deinen / den Leuten hilffest / und sie gesund machest ohne alle Kräuter und Artzney. Dann /wie ich höre / so machest du die Blinden sehend / die Lahmen gehend / die Aussätzigen rein / die Todten lebendig / und die mit langwieriger Kranckheit beladen seyn / wiederum gesund / treibest auch aus die bösen und unsauberen Geister. Als ich aber solches von dir gehöret / habe ich gedacht / du seyest entweder GOtt selbst / und vom Himmel um solcher Wunderwerck willen kommen / oder aber der Sohn GOTTES / daß du solche gewaltige Dinge wirckest. Darum bitte ich dich hiemit schrifftlich / du wollest dich mit nichten beschweren / zu mir zu kommen / und mir das grosse schmertzliche Leiden / damit ich geplaget werde / hinnehmen. So habe ich auch gehöret / daß die Juden wider dich murren / und suchen alle Gelegenheit / wie sie dich können peinigen und tödten: Nun habe ich allhie eine eigene Stadt / welche / wiewol sie klein /ist sie doch ehrsam / und wird mir[862] und dir groß genug seyn. Auf welches Bitt-Schreiben eine solche Antwort / die der HErr Christus ihm soll zugeschicket haben /zu finden ist. Selig bist du / Abgare / daß du an mich geglaubet hast / ob du mich wohl nicht hast gesehen: Dann es stehet von mir geschrieben / daß die / so mich gesehen / an mich nicht werden glauben / auf daß die / so mich nicht sehen / glauben und das Leben haben. Daß du aber in deinem Schreiben meldest / ich solte zu dir kommen / soltu wissen / daß ich eben an diesem Ort / im Jüdischen Lande und zu Jerusalem /alles / darum ich gesendet worden bin / erfüllen muß /und wann ich solches erfüllet habe / muß ich zu dem gehen / der mich gesandt hat. So bald ich aber aufgenommen werde / und gen Himmel fahre / will ich dir einen aus meinen Jüngern schicken / der soll dir helffen / und dich samt denen / die bey dir sind / gesund machen. Welches dann im Jahr Christi 43. und also über neun Jahr hernach geschehen seyn soll / indem vom Thoma ein anderer Jünger / Nahmens Thaddæus, dahin geschicket worden / welcher die Hände auf ihn geleget / ihn und viel andere gesund gemacht /und zum Christlichen Glauben gebracht.


Christus ist der rechte Wundermann / wer an ihn glaubet / der wird selig.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 862-863.
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