99. Von dem künstlichen Thron des Königes[875] Darii.

Schrifftwürdig und hier zu gedencken ist / was man lieset von dem sehr kunstreichen Thron / welchen der großmächtige König Darius zu Beweisung seines Prachts ihm verfertigen lassen. Bernhardus gedencket von diesem Thron / daß er habe gehabt sieben unterschiedene Stuffen: Der erste bereitet aus köstlichen Amethisten; Der ander aus Schmaragden: Der dritte aus Topazier: Der vierdte von Granaten: Der fünffte von lauter Demanten: Der sechste von Gold. Letzt der siebende von Leim oder Erden. Es scheinet diese Ausfertigung des Königlichen Throns gar frembd und seltzam zu seyn / und hat das Ansehen / als wann alles wider gute Ordnung angestellet wäre. Denn dem Erdenen / der billich hätte sollen den untersten Platz behalten / sey die oberste Stelle gegeben. Aber es ist zwar wahr / daß die von dem König Dario angestellete Ordnung scheine gar frembd und wunderlich zu seyn: insonderheit bey dem / welchem die Unbeständigkeit der weltlichen Ehren auf Königlichem Sitze unbekannt ist: Aber Darius, dem bewust war / wie so gar keine Beständigkeit sey auch bey Königlichen Thronen / hat mit allem Fleiß und aus reiffem Bedacht / den allerhöchsten Thron aus Erde und Thon verfertigen lassen / zu bezeugen / daß auch die höchsten Welt-Herrlichkeiten vergänglich wären.


Nichts ist beständiges in der Welt. Es ist alles gantz eitel. Darum verlasset euch nicht auf Fürsten.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 875.
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