31. Verlohrnes Gedächtniß.

[914] Solinus bezeuget / daß einem Römer Massala Corvino in einer Kranckheit sein Gedächtniß vergangen /daß er auch seines eigenen Nahmens hat vergessen; Valerius Maximus schreibet / daß zu Athen einer mit einem Steine an den Kopff ist geworffen worden / der ein gelehrter Mann war gewesen / der habe darüber alles / was er hätte gewust / vergessen. Es ist ein König in Hispanien gewesen / der hat Bamba geheissen / dem haben sie einen Trunck beygebracht /davon er hat sein Gedächtniß verlohren / trat derowegen die Regierung ab / und gieng in ein Kloster / wie Münsterus in seiner Cosmographia bezeuget. Herodis Sophistæ Sohn / genannt Atticus, hatte so gar kein Gedächtniß / daß er sein Alphabeth nicht konte lernen oder behalten. Ravisius schreibet von den Thraciern /daß sie so gar bäurischen Verstandes sollen seyn /und ohne alle Gedächtniß / daß sie schwerlich über viere zehlen und rechnen können. Der alte Curio hatte so gar kein Gedächtniß / daß da er vor Gerichte seine Sache solte vorbringen / alles / was ihm zu reden nütze / er vergessen hatte / wie Cicero von ihm zeuget. Franciscus Barbarus ein Freund Hermolai Barbari hat in seinem Alter die Griechische Sprache /deren er gar kündig gewesen / gar vergessen. Georgius Trapezuncius, der ein gelehrter Mann gewesen ist / hat alles in seinem Alter vergessen. Deßgleichen wird auch von Johanne Sleidano gesagt / daß er kurtz für seinem Tode so gar sein Gedächtniß verlohren hat / daß er auch habe vergessen seiner Tochter Nahmen /die er nicht hat nennen können / der doch ein gelehrter Mann / der Rechte / vieler Sprachen und der Historien kundig / und sehr wol versucht zuvor gewesen war.


[915] GOtt giebt uns das Gedächtniß und nimmts auch wieder / wie es ihm gefalle / darum muß man es für GOttes Gabe erkennen / und zu GOttes Ehren allein anwenden /und GOtt um Erhaltung desselbigen bitten.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 914-916.
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