33. Der fälschlich angegebene Sohn und leichtgläubige Vater.

[917] Bey eben diesem Käyser Basilio war ein Münch der Theodorus Santavarenus genannt / welcher bey dem Käyser in hohem Ansehen und Würden war / und neidete heimlich des Königs Sohn Leonem, gibt ihn auch allezeit bey dem Vater an / daß er ihn in höchsten Verdacht und Argwohn bringt / treibet es auch so lange / biß endlich der Vater / der des Münchs Angeben glaubete / den Sohn einsperren ließ / in ein hartes Gefängniß / davon ihn doch die Reichs-Räthe mit ihrer Fürbitte wiederum haben loßgemacht und ausgebeten / da das der heillose Münch sahe / fieng er wieder an bey dem Käyser den Sohn mit Lügen zu graviren / und sagte: Glaubet eurem Sohne nicht /dann er hat ihm fürgenommen / euch auf der Jagt zu erstechen / und damit ihr solches gewiß möget glauben / so durchsuchet wenn ihr ausreitet / sein Kleid /so werdet ihr ein blosses Schwerdt unter seinem Kleide finden / damit er euch gedencket zu tödten. Der leichtgläubige Vater wird vom Münche eingenommen / gedachte solches im Felde zu erfahren. Nun gieng dieser verfluchte Münch auch zum Sohn und sprach freundlich zu ihm / dein Vater will heut auf die Jagt ausreiten / und dich mitnehmen / so gehe nimmer ohne Schwerdt / dieweil du ein junger Mensch bist /trage allezeit eines unter deinem Kleide / daß du nicht wehrloß zu Spotte werdest / und so deinem Vater auf der Jagt Gefahr oder Noth zustossen würde / von einen[917] wilden Thier / daß du alsdenn ihm mögest Hülffe thun. Solche Reden des München gedachte der Sohn / daß sie ohne falsch zu seinen Besten geredet /und also gemeynet wären; Darum folgete er des München Rath / und gürtet unter dem Kleide an seine Seite ein Schwerdt. Da sie nun ins Feld kommen / und der Vater solch Schwerdt bey seinem Sohne fand /ließ er ihn abermahls einziehen / war auch allermassen entschlossen / den Sohn tödten zu lassen / wann solches die Räthe nicht mit grossem Ernst gehindert hätten / dieweil er ein einiger Sohn und Erbe des Reichs war / und sein Bruder mit Tode war abgegangen / den der Vater ihm auf seinen Fall zu succediren im Regimente erwehlet hatte.


Falsche Angeber und geschwinder Argwohn richten viel böses an / verdamme keinen / ehe du ihn zugehöret hast / und was bringt der Teuffel durch Münche und alle Weiber offt nicht zu wege?


Non audet Stygius Pluto tentare, quod audet.

Effrenis monachus, plenaque fraudis anus.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 917-918.
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