37. Treue eines Dieners gegen seinen Herrn.

[921] Da die zweene Brüder Gundibertus der Longobarden König / und Partharis, mit einander kriegten / forderte Gundibertus zu Hülffe wider seinen Bruder Partharim Grimoaldum den Beneventanischen Hertzog /der Gundibertum umgebracht wider zugesagten Glauben / dem er solle beygestanden haben / und trieb Partharim aus dem Reiche; Da nun derselbe nirgend hin wuste / kommt er zum Grimoaldo, demüthiget sich vor ihm / und befiehlet sich in seine Beschützung / wird auch von ihm aufgenommen / da aber die Ticinensischen Bürger dicke herfür[921] lieffen Partharim zu sehen / und Grimoaldus solche Gunst der Bürger gegen Partharim verspührete / da befürchtet er sich /die Bürger möchten ihn wiederum in seine Regierung setzen / und ihn austreiben / gedencket aber solchen bey Zeiten vorzukommen / und entschloß Partharim zu tödten / auf daß er nun solches ohne Aufruhr vollziehen möchte / so lud er ihn zu Gaste / wolte ihn vollsauffen / und also im tieffen Schlaff erstechen lassen. Nun hatte Partharis einen getreuen Knecht / mit Nahmen Hunnulfus, der hatte diesen Anschlag gerochen / und ihn seinem Herrn angezeigt / mit dem beredte sich Partharis, daß er in seinen Becher stets Wasser / und Wein in Grimoaldi seinen einschencken solt / damit er mit Wein sich nicht überlüde / und sein Thun Macht haben möchte; da er sich nun stelte / als hätte er sich vollgesoffen / und zu Bette gieng / bespricht er sich mit diesem Hunnulfo, und noch einem getreuen Knechte / den er auch bey sich in der Kammer hatte / was sie riethen und was zu thun wäre /dieweil Grimoaldi Diener aussen für dem Gemach stünden / und die Wache hielten / wurden endlich eines / und hiengen Parthari alte Lumpen aufs Haupt / und kleideten ihn wie einen Bauren aus / luden ihm etwas auf den Rücken / und trieben ihn also mit Schlägen zur Kammer hinaus / der eine Knechte folgete ihm / und schlug immer auf ihn / und trieb ihn also für sich / biß sie beyde davon kamen / und flogen in Franckenland. Dieses Handels lachten die Wächter / meyneten sie trieben solch Gauckelwerck mit dem Bauren / ihrer Trunckenheit halben / der ander Knecht verschloß sich wieder in Partharis Kammer. Da es nun an die Zeit kam / daß die bestelte Mörder gedachten / dieweil Partharis sich hätte[922] vollgesoffen / und wol zugericht gewesen / so liege er nun im tieffesten Schlaff / da klopfften sie an die Thüre / der Diener sollte aufmachen / dieser aber weiset sie abe / und spricht / sie sollen seinem Herrn keine Unruhe machen / er schlaffe nun zum besten / da er nicht aufmachen wolte / stiessen sie die Thüre ein / da funden sie das ledige Nest / und war Partharis hinweg / da schlugen sie den Knecht erbärmlich / brachten ihn zum Grimoaldo, und wolten etliche / man solte diesen Knecht tödten. Aber Grimoaldus ließ ihm diese Treue dermassen gefallen / daß er ihn wolte zum Diener haben / da er sich aber des wegerte / ließ er es geschehen / daß er seinem Herrn ins Elende möchte folgen / welches er auch gethan.


Treue ist die größte Tugend an einem Diener / wohl dem Herrn / der einen solchen überkommt.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 921-923.
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