38. Die fürwitzigen / aber unglückseligen Verschlinger.

[923] Zu Roan in der Normandie hat ein Ebentheuer gesagt / daß in den Ochsenfüssen kein Bein wäre / und gewettet / er wolle einen verschlingen: Als er nun solches leisten wollen / ist ihm der Fuß in dem Halse stecken geblieben / daß man solchen nicht heraus oder hinab bringen können / und hat also neun Tage ohne Rede in überaus grossen Schmertzen zugebracht / den zehenden Tag ist er gestorben / hatte das Angesicht abscheulich verändert / und ist also zu einem Scheusahl worden aller / die ihn gesehen / und den Finger GOttes über ihm erkannt. Ein Rittmeister / Namens Spatz / hat auf seines Obersten Gesundheit etliche Stücklein von einem zerbrochenen Glaß hinein[923] geschlucket / von derselben Zeit an aber keine gesunde Stunde gehabt / und hat also mit grosser Reue seinen Geist aufgeben müssen. Zu Norwegen hat einer zu Oesterlicher Zeit ein rothes Ey gantz wollen hinein schlucken / es ist aber das Ey so groß / und sein Hals zu klein gewesen / daß er also bald daran ersticket. Zu Harlem hat ein Fischer drey Fische / welche wir Großhaupt (gorjons) nennen / lebendig verschlingen wollen / ist aber an dem dritten ersticket.


Durch Fürwitz hat sich mancher in so grosser Gefahr und jämmerlichen Tode gestürtzet. Solche Kurtzweil sollen alle / sonderlich junge Leute meiden / und sich diese Exempel lassen eine Warnung seyn / der ist recht und wol gelehrt / der sich an andere Schaden kehrt.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 923-924.
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