40. Der verleumdete heilige [926] Athanasius.

Wie grausam die Arrianer diesen heiligen Kirchen-Lehrer verleumdet und verfälschet / ist fast nicht zu gläuben. Erstlich beschuldigten sie ihn beym Käyser Constantino M. daß er den Egyptiern befohlen / der Kirchen zu Alexandria ein leinen Kleid / an stat eines Tributs / zu geben / welche Beschuldigung aber seine Presbyteri, die damahls gleich zu Nicodemien waren /wiederleget / und dem Käyser die rechte Wahrheit entdecket haben; welcher denn deßwegen die Angeber scharff angeredet / und den Athanasium bitten lassen / zu ihm zu kommen / ehe er aber zu ihm kommen /hat Eusebius mit seinem Anhang schon eine andere Lügen auf die Bahn gebracht / und dem Käyser eingebildet / als verachtete Athanasius seine Befehle / und begienge damit ein Crimen læsæ Majestatis, aber da der Käyser sich der Sachen erkundiget / hat er Athanasii Unschuld befunden / solche auch der Käyser der Kirchen zu Alexandria zu verstehen gegeben; hiebey habens die Arrianer noch nicht bewenden lassen /sondern viel greulicher Dinge und Ubelthaten dem frommen Athanasio aufgebürdet / sonderlich im Concilio zu Tyro / da sie erstlich ein Weibsbild wider ihn aufgestellet / welche vorgeben muste / daß sie auf eine Zeit vom Athanasio, als er bey ihr zur Herberge gelegen / bey der Nacht / da sie sich solches gar nicht versehen / wäre genothzüchtiget und beschlaffen worden; wie nun Athanasius deßwegen fürs Concilium gefordert worden / da nimmt er seinen Presbyterum Timotheum mit sich / und heist ihn dem Weibe antworten /so bald sie hatte aufgehört zu reden / das geschiehet[926] auch. Das Weib wiederholt ihre Kluge / wie sie ihr war vorgesagt worden / Timotheus kehrt sich zu ihr und sagte: Bin ich der / den du etwa beherberget hast / und habe ich dich genothzüchtiget / wie du sagst? Da fieng das Weib an ihn auszumachen und sagte: Ja du / eben du bists / du hast mir in meinem Hause Gewalt angethan / und meine Ehre genommen. Wandte sich hierauf zun Richtern / schwur und rieff GOTT zum Zeugen / daß sie die Warheit redte. Darüber wurden sie alle schamroth und zu Schanden / weil das Weib Timotheum an des Athanasii statt beschuldiget. Nach dieser Calumnien kam noch eine viel heßlichere herfür. Die Ankläger zeigten einen abgehauenen Menschen-Arm / den / sagten sie / hätte Athanasius dem Arsenio abgehauen / und damit Zauberey getrieben. Nun war zu seinem Glück Arsenius eben dazumahl nach Tyrum kommen / und ward heimlich verwahret vom Archelao des Athanasii guten Freund / der es ihm auch zu wissen gethan. Als nun Athanasius sich deßwegen verantworten solte / da fragte er erstlich die Anwesenden Bischöffe / welche unter ihnen Arsenium kenneten / worauf unterschiedliche aufstunden / und sagten / daß sie ihn wol kenneten. Darnach bat er die Richter / daß sie denjenigen möchten lassen hinein kommen / den er zu diesem Handel begehrte. Da wurd Arsenius hinein gelassen / welchen Athanasius hieß aufsehen / und redete das Concilium und die Richter also an: Das ist Arsenius: darnach hub er ihm seinen rechten Arm empor / und sagte / das ist sein rechter Arm / und daß ist sein lincker Arm. Euch Richtern aber gebühret fleißig zu erkundigen / woher der abgehauene Arm kommen. Hierüber erschrecken die Ankläger so / daß ihnen[927] Hören und Sehen vergienge. Nichts destoweniger ward der liebe Athanasius vom Concilio unschuldig verdammet / und muste flüchtig werden. Da er denn 6. gantzer Jahr nach einander in einer alten Cisternen die weder Wasser noch Sonnenschein gehabt / verborgen gelegen / jedoch ist er letztlich auch an diesem Ort von einer Magd verrathen worden / aber durch GOttes Schickung entrunnen. Nach diesen sind noch viel mehr Calumnien wider ihn ausgesprenget worden / als daß er solte gedreuet haben / er wolle verschaffen / daß kein Getreyde mehr von Alexandria nach Constantinopel solte geführet werden / und was dergleichen mehr / aber solches alles kan nach der Länge hie nicht angeführet werden.


Verleumden ist der Ketzer Eigenschafft. Den rechten Lehrern hat Christus vorher gesagt / daß man sie verfol gen werde. Aber die Unschuld kommet doch endlich ans Licht / und die Verleumder müssen zu schanden werden. Unterdessen erhält und führet Gott die Seinen wunderlich.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 926-928.
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