52. Wahre Gelegenheit des Paradieses.

[943] Die wahre Gelegenheit des Paradieses kan nicht besser erkannt werden / als aus der von Mose fürgestelten Beschreibung des Landes Eden / und der vier[943] Flüsse / welche den Garten bewässert haben. Und weil Gen. 2. v. 8. gemeldet wird / daß dieser Garten in Eden gegen der Sonnen Aufgang sey gepflantzet gewesen / so kan kaum ein ander Land verstanden werden / als Babylonia / welches Mosi gegen Orient gewesen und die beygefügte Beschaffenheit an sich hat. Dieses Land setzen die Geographi und Historici drey Theil: Auranitis, Chaldæa und Merodacia. Deren das erste Auranitis so fruchtbar ist / daß es alle Jahr zweymahl muß geschnitten / und letzlich durch das Vieh abgeweidet werden / auch das folgende Jahr eine von den auf dem Lande überbliebenen Körnlein übrige Erndte herfürbringt / wie Plinius im 7. Cap. des 8. Buch im 50. Cap. bezeuget. Es werden auch in diesem Lande gefunden die vier von Mose beschriebenen Flüsse: Dann der Phrat oder Euphrates entspringende aus dem Berge Niphante in Armenia / und fliessende durch die Stadt Babylon / wird in diesem Lande mit dem Flusse Hidekel oder Tigris vermischet; Pison aber und Gihon sind zwey Bäche und Armen des Euphratis / welche vom Ptolomæo Basilius und Maazares genennet werden. Und diese Gelegenheit des Landes Eden ist auch abzunehmen aus dem Propheten Ezechiel am 27. Cap. v. 23.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 943-944.
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