81. Vom Sprichwort [970] Messene servilior.

[970] Messene und Lacedæmon sind gewesen zwey fürnehme Städte der halb-Insul Peloponnesi in Griechenland / welche Anfangs mit so grosser Freundschafft zusammen verknüpffet waren / daß eine der andern ihre Jungfrauen zum Opffer zu verrichten / als zu öffentlichen Gastmahlen / zuschicketen. Aber die Messenier mißbrauchten sich dieser Freundschafft schändlich / und schändeten die auf solche Weise zu ihnen geschickte Spartanische Jungfrauen. Das verdroß die Spartaner hefftig / bekriegten die Messenier / und schwuren zusammen / daß sie nicht ehe wieder nach Hauß ziehen wolten / biß sie Messenen erobert hätten / schlugen die Messener auch in einer grossen Schlacht / daß sie auf den Berg Ithomem zurück weichen musten / und nachdem sie sich ein wenig wieder verstärcket hatten / eine langwierige Belägerung ausstunden. Als nun das Oraculum eine Jungfrau zum Opffer forderte / hat der Spartaner König Aristodemus seine eigene Tochter darzu angeboten: Weil aber ihr Freyer / um sie beym Leben zu erhalten / fälschlich vorgab / daß sie geschändet wäre / hat sie Aristodemus mit eigener Hand erstochen. Weil sich aber die Belägerung lang verzog / schickten die Lacedæmonier etliche Jünglinge nach Sparta / welche ohne Unterscheid mit allen Weibsleuten Gemeinschafft hatten / damit der Spartaner Geschlecht nicht untergienge. Hieraus sind entstanden die Parthenii oder Jungfrauen-Kinder. Endlich nach 20. Jahren haben die Spartaner theils mit Gewalt / theils mit Betrug (dessen Apollo dieselbe sich zu gebrauchen geheissen hatte) die Messenier, welche bißhero zuweilen gesieget hatten /überwunden / und in[971] so harte Dienstbarkeit gebracht /daß daher das Sprichwort entstanden ist / Messene fervilior, wodurch ein sehr verachteter und unterdrückter Sclave angedeutet wird.


Durch Unzucht entstehet gemeiniglich groß Unglück.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 970-972.
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