82. Vortrefflichkeit des Medischen Königs[972] Dejocis.

Dejoces, welchen Orosius Diocles, Diod. Sicul. aber Artæus nennet / ist gewesen der 6. König in Medien nach Arbace / und seiner fürtrefflichen Gerechtigkeit halben zum Reich erhoben. Ehe er das angebotene Reich antrat / hat er gewolt / daß ihm Königliche Wohnungen aufgerichtet / und Trabanten zu Beschirmung seines Leibes zugefüget würden / welche er selbst nach seinem Gutdüncken aus allen Medern erwehlte. Er hat auch am ersten verordnet / daß niemand zum Könige hinein gehen / noch ihn sehen durffte / sondern daß alle Sachen durch Mittel-Boten solten verhandelt werden / darzu auch / daß niemand in Gegenwart des Königs lachen oder sprützen dürffte. Welche Gewohnheit nicht allein die nachfolgende Medische / sondern auch die Persische Könige gehalten haben / um ihr Ansehen desto mehr zu erhalten und zu vermehren. Viele sind in der Meynung / daß dieser Arphaxad sey / dessen gedacht wird im Buch Judith c. 1. v. 1. daß er Echatanam, die Haupt-Stadt in Medien / aus viereckten und gehauenen Steinen gebauet / die Mauren 70. Ellen hoch / und 30. Ellen breit gemacht / die Thürne derselben aber 100. Ellen hoch gesetzet habe. Welche Erbauung Echatanæ auch Herodotus 1. Buch diesem Dejoci zuschreibet. Und zwar lesen wir[972] in keinen Historien / daß ein einig Königlich Hof das Babylonische an Herrlichkeit übertroffen habe / ohne allein welches von diesem Dejoce, wie Herodotus meldet / in Media gebauet ist / Echatana genannt. Sieben Mauren umgaben das Schloß /in welchem die Königliche Schätze waren: Und ob dieselbe schon von gleicher Höhe waren / so geschahe doch durch Gelegenheit des Orts / welcher sich wie ein Hügel allgemählich in die Höhe richtete / daß jede Spitzen der innern Mauren für den äussern herfür scheineten / und wegen der verschiedenen Farben sehr lustig anzuschauen waren / dann die Spitzen der ersten Mauren war weiß / der andern schwartz / der dritten Purpur-roth / der vierdten Himmel-blau / der fünfften Mennig-roth / der sechsten Mauren Spitzen scheineten von Silber / und der siebenden von Gold.


Tugend bringet nicht allein Lob / sondern auch Ehre.

Zu seiner Zeit seinen Respect halten / ist eines grossen Gemüths / doch daß der Demuth und Freundlichkeit nicht vergessen werde.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 972-973.
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