83. Treue [973] Palanti.

Palantus ist gewesen ein fürnehmer Spartaner / welcher seinen Landes-Leuten in dem Messinischen Kriege den Rath gab / daß sie etliche Jünglinge / um Kinder zu zeugen / nach Sparta schicken solten / von welchen hernach die Parthenii entsprossen sind. Und solcher Ursach willen haben die Parthenii nachmahls den Palantum oder Palantem, zu ihren Obristen erwehlet / welcher sie in Italien geführet / und die Stadt und Schloß Tarentum, mit Vertreibung der Einwohner zu ihrer Wohnung eingenommen. Aber nach vielen Jahren ward dieser Obrister durch einen[973] Aufruhr von den Partheniis ins Elend vertrieben / und begab sich nach Brundusium, dahin die alten Tarentiner entwichen waren. Diese überredete er sterbende / daß sie seine Gebeine zu Pulver zerstossen / und heimlich auf den Tarentinischen Marckt streuen solten: Dann auf solche Weise könten sie ihr Vatterland wieder erobern / wie Apollo zu Delphis geweissaget hatte. Diese /meynende / daß Palantus zur Rache seiner Bürger solches verrathen hätte / haben seinem Befehl gehorchet. Aber des Oraculi Meynung war viel eine andere gewesen / und hatte die Erhaltung / nicht aber die Verliehrung der Stadt durch solche That verheissen. Um dieser Treue willen haben die Parthenii dem Palanto Göttliche Ehre angethan / wie Justinus lib. 3. c. 4. erzehlet.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 973-974.
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