97. [986] Simonides wunderlich in Gefahr erhalten.

Als der Griechische Poet Simonides bey einem reichen Mann Scopa zu Cranene, einer Stadt in Thessalia, zu Abend aß / und das Carmen daher sagte / welches er auf denselben gemacht hatte / darinn nach der Poeten Manier Zierde halben viel Dinges zu Lob des Castoris und Pollucis geschrieben war: Da hat solches Scopam so sehr verdrossen / daß er zu Simonide sagte / er wolte ihm nur die Helffte des Werthes /darum er mit ihm eins worden wäre / für solch Carmen bezahlen / das übrige solte er von den Tyndarischen Gesellen (Castore und Polluce) welche er gleiche viel gelobt hätte / fordern. Aber was geschicht? Kurtz darnach wird Simonidi verkündiget /daß er geschwind zu ihnen hinaus käme. Simonides stund auf / und gieng hinaus / fand aber niemand. Unterdessen fiel das Gemach ein / in welchem Scopas aß / und erdruckte ihn sammt seinen Gästen: Welche als sie die Ihrige begraben wolten / und der allzusehr verwundeten Leiber nicht unterscheiden / und von einander erkennen konnten / hat Simonides, welcher noch eingedenck war / an welchem Ort ein jeder unter ihnen gelegen hatte / angezeigt / wie ein jeder unter ihnen solte begraben werden.


Wann die falschen Götter der Heyden ihre Diener dergestalt belohnet / und die Widerwärtige gestrafft haben /wie[986] viel weniger werden die Diener des wahren GOTTES unbelohnt / und dessen Lästerer ungestrafft bleiben?

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 986-987.
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