13. [526] Popilii und Antiochi Unterredung.

Antiochus König in Syrien führete Kriegs-Volck in Egypten / und wolte den Kindern des Ptolomæi das Reich abdringen / und das unter seine Gewalt bringen. Es hatte aber der Ptolomæus in seinem Testament den Rath zu Rom zu Vormündern seiner unmündigen Kinder verordnet / derwegen die Römer / als sie von Antiochi Vornehmen hörten / den Popilium als ihren Gesandten zu denselben schickten / ihn von diesem unrechtfertigen Beginnen abzumahnen. Antiochus hatte für diesem grosse Freundschafft zu Rom mit Popilio gepflogen / grüssete ihn derhalben freundlich / und both ihm die Hand: Popilius aber sahe sauer / sagte: Es sey nun keine Zeit / der Privat-Freundschafft zu gedencken / man müsse derselben die Sachen des gemeinen Bestens vorziehen: Uberreichte ihm darneben die Brieffe des Römischen Raths. Als solche Antiochus gelesen / sagte er: Er wolte sich darauf bedencken / und dem Rath zu Rom mit ehstem[526] antworten. Popilius machte mit seinem Stabe einen Circul in den Sand um den König her /und sprach: Du must dich erklären / was du thun wollest / ehe dann du aus diesem Circul gehest. Antiochus furchte sich für der Römer Gewalt / und verhieß Popilio Egyptenland so bald zu verlassen. Also schieden die beyde in Freundschafft wieder von einander /wiewohl es nachmahls Antiochum gar sehr gereuete: Und ob er schon dißmal sein Kriegsheer aus Egypten abgeführet / hat er dennoch hernach dasselbe Land aufs neue bekrieget / aber zu seinem eigenen Verderben.


Privat-Händeln muß man allezeit die Sachen des allgemeinen Nutzens vorziehen / unnöthige Händel bringen manchen in grossen Schaden / wie dem Antiocho endlich wiederfahren.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 526-527.
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