14. [527] Fabritius ein unbeweglicher aufrichtiger Römer.

Von diesem seynd die Römische Historien alle voll /sonderlich aber ist er berühmt seiner Standhafftigkeit und Aufrichtigkeit halber / daß er sich durch kein Ding von der Treue / damit er den Römern verbunden / hat abwendig machen lassen. König Pyrrhus, welcher gegen die Römer Krieg führte / versuchte es mit ihm auf mancherley Art / dafür haltende / wann er Fabritium nur auf seine Seite bringen könte / so wolte er bald der Römer Herr werden. Erstlich / weil besagter Fabritius sehr arm war / stellete ihm Pyrrhus nach mit Golde / und both ihm ansehnliche Geschencke an / welche sonst auch die Allerweisesten / insonderheit Dürfftige bethören können. Aber Fabritius schlug solche / sagte: Es wäre der Römer Art / daß sie viel lieber herrschen über diejenige / welche Gold haben /als[527] daß sie selbst Gold besässen. Hierauf brauchte Pyrrhus eine andere Weise: Befahl / man solte einen ungeheuren Elephanten / hinter den Teppich stellen /und wann er mit Fabritio redete / die Decke wegthun / in Hoffnung dem Mann einen Schrecken dadurch einzujagen / daß er Pyrrho willfahren müste: Denn es hatten die Römer nie Elephanten in ihrem Lande gesehen / und war Pyrrhus der erste / welcher sie herein brachte. Aber Fabritius ist eben so wenig dißmahl als zuvor durchs Gold bewogen worden. Dann obschon dieses alles zu Werck gerichtet ward / auch der Elephant den Fabritium mit seinem Rüssel über den Kopffschluge / auch greulich darneben brüllete; Achtete doch solches Fabritius weniger als nichts / sondern lächelte / und sprach: Es hat wich weder dein gestriges Gold / noch diß scheußliche Thier anjetzo bewegen können / daß ich zu dir fallen solte. Letztlich both ihm Pyrrhus an / er solte nach getroffenem Frieden mit dem Römern (welchen zu erlangen er sich bemühen wolte) mit ihm ziehen / verhieß ihm die oberste Stelle unter seinen Dienern. Darauf antwortete Fabritius: Das wäre / O König / nicht nützlich vor dich: Denn diejenige / so dich jetzo für ihren König halten /würden mich annehmen / wann sie mein Gemüth recht kennen gelernet.


Geschencke bethören auch viel kluge Leute / aber Treue und Anrichtigkeit erweckt einen unsterblichen Ruhm.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 527-528.
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