33. Vom [556] Herode dem Andern / Dritten und Vierdten.

Herodes der Ander / sonst Antipas genannt / des Grossen Herodis Sohn / und Archelai leiblicher Bruder /ward Vier-Fürst im Galiläischen Lande / so bald nach dem Tode des Vaters / sonst ein treuloser schändlicher Mensch: Denn sein rechtes Ehegemahl / des Königs Aretæ Tochter / stieß er ohn alle Ursache von sich / entführete seinem leiblichen Bruder dem Philippo sein Gemahl Herodiadem, nahm dieselbe zum[556] Weibe / und legte Johannem den Täuffer / welcher ihn dieser Blutschande halben bestrafft / ins Gefängniß / ließ ihn auch endlich enthaupten. Dem HErrn Christo selbst / da er in Galiläa lehrete / stellete er nach / deßhalben er von demselben nicht unbillich ein Fuchs genennet wird: Er verspottete auch den HErrn CHristum mit seinem Hof-Gesinde / und legte ihm ein weisses Kleid an / da er vom Pilato zu ihm gesandt ward. Als er aber endlich durch Ehrgeitz und Hoffart seines Weibes den Königlichen Titul zu Rom begehrte / erzürnete sich der Käyser Cajus darüber so hefftig / daß er ihn gen Lyon in Franckreich ins Elend gejagt / und seiner Land und Leute beraubet hat.

Herodes der Dritte / genannt Agrippa, Aristobuli des Vierdten Sohn / und Enckel des Grossen Herodis, brachte seine junge Jahre in vielerley widerwärtigem und wanckelbarem Glücke zu Rom zu / ward endlich aus seinem schlechte Stande zu hohen Ehren erhaben /und hat durch Gunst der Käysere Tiberii, Claudii und Caji nicht allein das Königreich Herodis in Judæa, und Antiochi in Comagone, sondern auch die vier Fürstenthümer Antipæ und Philippi, wie auch die Landpflegerey Lysaniæ überkommen. Als er auf eine Zeit vom Cajo vermahnet ward / zu bitten / was er wolte / hat er nicht um grosse Ehre und Reichthum /sondern vor das Gesetz GOttes gebeten / nemlich /daß des Käysers Seule und Bildniß nicht in den Tempel gesetzt würde. Da er in sein Vaterland wieder kam / opfferte er in dem Tempel eine güldene Kette / die ihm der Käyser Cajus verehret hatte / und welche am Gewichte so schwer war / als die eiserne Kette / mit welcher ihn zuvor Tiberius in seinem Gefängniß hatte binden lassen.[557] Damit er aber den Juden desto besser gefallen möchte / fieng er an / wider die Jünger des HErrn Christi zu wüten / ließ Jacobum den Sohn Zebedæi mit dem Schwerdt tödten / und Petrum ins Gefängniß legen. Endlich / als er zu Cæsarea auf dem Schauplatz sitzend auf einem Königlichen Stuhl / und aufs herrlichste bekleidet / eine Rede zum Volck thate / schryen ihm etliche Heuchler zu / und nenneten ihn einen Gott / um welche Gotteslästerliche Rede / weil er sie billichte / wurde er vom Engel des HErrn ge schlagen / fiel in eine tödtliche Kranckheit / da ihm sein Eingeweide mit greulichem Gestancke verfaulete / und ihn die Würmer zerfrassen: Also starb er im 5. Tag hernach mit grossen Schmertzen beyde seines Leibes und auch seines Gewissens.

Herodes der Vierdte / Agrippæ Bruder bekam nach dessen Todt vom Käyser Claudio Gewalt / einen Hohenpriester zu Jerusalem zu erwehlen / und durch solche Gewalt wurde er auch Schatzmeister über das Geld des Tempels. Er reisete nach Jerusalem / setzte Simonem Cantharum vom Hohenpriester-Amte ab /verordnete an dessen Stelle Josephum Canidæ Sohn /an dessen statt er nach 3. Jahren den Ananiam erwehlte. Welchen der Apostel Paulus eine getünchte Wand nennet. Actor. 23. v. 3. Es kam unter ihme dahin / daß kein Würdiger mehr zum Hohenpriester-Amt erwehlet wurde / sondern war alles um Geld feil /und geschah also / daß solches Amt / weil es gemeiniglich gottlosen Buben anvertrauet ward / nimmer recht bedienet wurde. Dieser ist der Agrippa, welche mit seiner Schwester Berenice den Apostel Paulum gehöret / als ihn der Landpfleger Festus aus seiner Gefängniß herfür[558] führete. Zu seiner Zeit hat sich der Krieg zwischen den Römern und Juden begeben / in welchem endlich die Stadt Jerusalem sammt dem gantzen Jüdischen Lande jämmerlich ist zerstöret und verwüstet worden.


1. Der Apffel fällt nicht weit vom Stamme. Blutschanden: geben Ursach zu grossen Unheil / bleiben auch selten ungestrafft Weiber stürtzen offt mit ihrem Ehrgeitz sich und ihre Männer ins Verderben.

2. Das Glück ist wandelbar / erhebt bald den einem und stürtzet den andern. GOttes Ehre muß billich allen Dingen fürgezogen werden. Hoffart bringt endlich zu Fall.

3. Wann geistliche Güter der Krämerey unterworffen werden nimmt mit Gottesfurcht bald ab.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 556-559.
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