34. Vernünfftige Antwort [559] Juliæ gegen ihrem Vater Augusto.

Juliæ, des Käysers Augusti Tochter / deren hierbevor auch ist gedacht worden / besuchte auf eine Zeit ihren Vater / angethan mit sehr köstlicher und prächtiger Kleidung. Dem alten Augusto, als welcher mehr Lust hatte an Mäßigkeit und Eingezogenheit / mißfiel dieser Pracht nicht wenig / verbarg jedoch solchen seinen Unwillen / und redete unterdessen mit der Julia von andern Dingen. Julia vermerckte endlich des Vaters Mißfallen / nahm derwegen ihren Abschied vom Vater mit gebührlicher Ehrerbietung. Des folgenden Tages kleidete sie sich gantz schlecht und erbar an /und kam also wiederum zu ihrem Vater / grüssete ihn mit gehöriger Reverentz / umfieng und küssete ihn. Das erfreuete den Augustum, welcher seine Tochter deßwegen lobte und sprach: Das Kleid / liebe Tochter ist viel zierlicher als das gestrige / auch dir / als des Augusti Tochter / anständiger. Darauf gab sie zur Antwort: Es ist wahr / hertzvielgeliebtester Herr Vater / mit der heutigen Kleidung / als die da erbarer ist / gefalle ich dir[559] nicht unbillich: Gestern aber hatte ich mich gezieret / den Augen meines Ehegemahls ein Gnügen zu leisten.


Welcher verheyrathet ist / der sorget was die Welt angehet / wie er dem Weibe / und eine verheyrathete Frau /wie sie dem Manne gefalle. Sonst ist der Kleider-Pracht ein eiteles und nichtiges Ding: Vanitas Vanitatum.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 559-560.
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