53. Von etlichen Wunder-Brunnen.

[583] Man verwundert sich zwar nicht unbillig über, das Wasser des Meers / welches / ob es schon sonst bitter und gesaltzen ist / dennoch durch die Erde / dadurch es fleust / gereiniget wird / daß es süsse Flüsse und Brunnen gibt. Es sind auch verwunders werth die Saltz-Brunnen / welche nach Absiedung des Wassers köstlich Saltz geben. Aber man findet gleichwol dieser Dinge natürliche Ursachen. Wann man aber ansiehet andere Wunder-Brunnen / deren etliche Exempel hernach folgen / so muß die Vernunfft einhalten / und sich entsetzen.

An dem Berg Atlante in Africa entspringen etliche Brunnen / die so gar kalt sind / daß niemand die Hand / er wolle sie dann verderben / darein stecken kan. Augustinus gedencket eines Brunnens / der zu Mittage in der grösten Hitze so kalt ist / daß man ihn kaum trincken kan / nach der Sonnen Untergang aber biß zu Mitternacht immer kälter / und gegen Mittag am allerkältesten wird. In Peru ist ein Brunne / daraus daß Wasser quillet / wann es aber heraus geflossen ist / verändert es sich in einen Stein / davon man Häuser bauen kan / welche lange wären: Und so jemand von Menschen oder Viehe von diesem Wasser trincket /wird er sterben / so bald es im Leibe zu einem Stein wird. In Hilbernia ist Wasser / welches / so man ein Holtz darein stecket / die Natur hat / daß dasjenige[583] Theil des Holtzes / welches im Schlam steckt / zu einem Stein / das andere / so vom Wasser bedeckt wird / wird zu Eisen / das übrige Theil aber ausser dem Wasser bleibt Holtz / wie zuvor. Nicht weit von Jena über der Saal liegt ein Brunnen / der Fürsten-Brunn genannt / welcher / so man Holtz / Laub oder dergleichen hinein legt / dasselbe mit einem / wiewol nicht gar harten Stein überziehet / und findet man in demselben Bächlein / so daraus entspringt / Frösche und ander Ungezieffer / welche mit solchen Steinen überzogen / todt da liegen. Anderer vieler Wasser und warmen Bäder zu geschweigen / muß man sich verwundern über den Wunder-Brunnen / welcher in Meissen bey der Zwönitz einem Bauren zugehörig im Jahr 1608. von einem alten Weib erfunden ist / dahin die Leute fast von allen Orten gezogen / und dessen Wasser man weit und breit weggeführet und verkaufft hat. Wer dasselbe im Trincken oder im Baden recht gebraucht hat / der ist von seiner Kranckheit in kurtzem genesen und wieder gesund worden: Weil man aber nicht recht damit umgangen ist / noch GOtt dem HErrn gnugsam dafür gedancket hat / ist der Brunn bald vertrucknet. Für 220. Jahren ist unfern von der Elbe ein Brunn entsprungen / Glonach genannt / welcher zu Friedens-Zeiten die Leute wie der beste Wein / frölich gemacht / zu Kriegs-Zeiten aber Blut und Asche geführet hat. Es ist bekant / was für Wunder-Brunnen ungefehr vor 10. Jahren / im Dorff Hornhausen / in der Graffschafft Ascanien / in Nieder-Sachsen gelegen / entsprungen sind / durch deren rechten Gebrauch allerhand krancke und gebrechliche Menschen / Krumme / Lahme / Taube / Stumme / und dergleichen[584] sind gesund worden. Und haben sich viel 1000. Menschen / Fürsten und Herren / Edle und Unedle /Bürger und Bauren / Gesunde und Krancke / dahin begeben.


Groß und viel sind die Wunder des Allerhöchsten /welche von seiner Göttlichen Allmacht ein genugsames Zeugniß geben / und zu seinem Lobe täglich anmahnen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 583-585.
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