57. Vom Saltz.

[588] Das Saltz haben die Alten unter andern in hohen Ehren gehalten / und dasselbe zu vielen Dingen gebraucht. Der Fürst unter den Griechischen Poeten Homerus nennet es Göttlich / entweder darum / daß alle Opffer / so von den Vätern geschehen / gesaltzen wurden / wie solches GOtt selbsten im Alten Testament befohlen hat / als wir lesen im 3. Buch Mosis am 2. Capit. und Marci am 9. Cap. oder auch darum / weil das menschliche Leben des Saltzes gar nicht kan entbehren: Oder weil das Saltz die Verwesung der todten Cörper verhindert / und also etwas Göttliches in sich fasset / welches der natürlichen Versamlung widerstehet / zu welchem Ende dann auch die Egyptier ihre Todten mit Saltze besprenget haben / wie Herodotus im 2. Buch meldet. Und Plutarchus führet die Ursache ein im 9. Buch seiner Gast-Fragen. Es kan auch diese Ursach gegeben werden / weil das Saltz die Fortpflantzung des menschlichen Geschlechts dessen Stiffter und erhalter GOtt selbst ist) gewaltig sehr befördert und zu ehelicher Beywohnung wegen seiner in sich habenden Wärme tüchtiger macht: Daher es auch ko t / daß die Egyptischen Priester niemahls gesaltzene Speise gessen haben / auch ihr Brodt recht saltzen lassen / auf daß sie also desto keuscher leben /und aller weiblichen Lust sich desto besser enthalten können. Uber das so war auch das Saltz ein Kennzeichen einer guten und vertraulichen Freundschafft /daher dann entsprungen ist das Sprichwort: Ad salem reuminum amicus: Welches man gebraucht von einem gar vertrauten Freunde / der mit Saltz und Brodt gerne verlieb nimmt. In betrachtung dessen haben die Alten ihren Gästen / welche bey ihnen zur[589] Herberge eingekehret sind / so bald im Anfang der Mahlzeit / ehe dann eine andere Speise auffgetragen ward / ihnen Saltz vorgesetzet / ihre Gewogenheit und guten Willen dadurch anzudeuten: Und ist bey ihnen für unglücklich und böß gehalten worden / wann das Saltz etwa über Tafel ist verschüttet worden / welches sie für ein Zeichen künfftigen Zancks / Uneinigkeit und dergleichen Unglücks gehalten haben.


Alle geschöpffe preisen GOtt ihren HErrn. Christen /sonderlich Lehrer und Fürsteher sind gleich wie ein Saltz der Erden / und siehet ihnen wol an / die Krafft ihres gottseligen Lebens öffentlich und jederman sehen zulassen.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 588-590.
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