59. Von dem greulichen Abgott Moloch / dessen offt in der Heiligen Schrifft gedacht wird.

[591] Unter andern groben Abgöttereyen / welche das Jüdische Volck im Alten Testament begangen hat / ist nicht unbillich diejenige für die allerärgste und grausamste zuhalten / welche es mit dem Abgott Moloch getrieben hat / davon Buxtorffius aus einem Jüdischen Buche also schreibet.

Moloch war ein Bild aus Ertz gegossen / welches ein Gesichte hatte gleich einem Kalbe / und ausgespannete Hände gleich einem Menschen / welcher dieselbe ausbreitet / daß er etwas damit empfahe / inwendig ausgehölet. Diesem Götzen sind auffgerichtet gewesen 7. Capellen oder Kirchen / vor welche dieß Bild gesetzet ward. Und zwar / wer einen Vogel oder junge Turteltaube demselben zum Opffer brachte / der gieng in die erste: Wer ein Schaff oder Lamm brachte / in die andere: Wer einen Widder / in die dritte: Wer ein Kalb / in die vierdte: Wer eine Kuhe / in die fünffte: Wer aber seinen eigenen Sohn opfferte gieng in die siebende Capell / und derselbe küssete der Moloch /wie geschrieben stehet bey dem Propheten Hosea am 3. Cap. im 2. Vers. Wer die Kälber küssen will / der soll Menschen opffern. Der Sohn ward vor den Moloch geleget: Der Moloch aber ward gantz feurig und glüend gemacht / biß daß er scheinete / wie ein Licht: Da haben die Priester das Kind genommen / und es in die glüende Hände des Molochs gelegt: Damit aber die Eltern nicht möchten hören das jämmerliche geschrey ihres Kindes /[592] hat man dabey die Trommeln gerühret / dahero derselbe Ort ist Tophet geheissen worden. Biß hieher Buxtorfius.

Eben dieser Gebrauch ist auch bey den Carthaginensern üblich gewesen / dannenhero bezeuget Plutarchus, daß sie wissentlich und aus eingebildeter Klugheit und Heiligkeit ihre eigene Kinder gehabt /die haben andere von armen Leuten darzu erkaufft /und sie gleich den Lämmern und Vögeln geschlachtet: Dabey habe die Mutter ohn einiges Seufftzen und Verloderung der Geberden stehen / und solch traurig Spectacul ansehen müssen: Welche aber sich nicht hat enthalten können / sondern entweder darüber geseufftzet / oder Thränen vergossen hat / dieselbe sey gestrafft / und nichts desto weniger das Kind geopffert worden: Und setzt Plutarchus recht hierzu / wann die grossen Riesen den Himmel gestürmet und an der Götter statt geherrschet hätten / würde man ihnen kein angenehmers Opffer haben bringen / und sie auch kein grausamers begehren können.


Abgötterey ist die gröste Sünde / welche GOtt dem HErrn am besten zuwider ist: Was meynstu dann von einer solchen / welche um so grausamen Mordthaten ver mischet ist?

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 591-593.
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