67. [601] Dionysius bezahlt einen Fuchsschwäntzer gar artig.

Dionysius, der König in Sicilien / übte grosse Tyranney und Unbilligkeit gegen seine Unterthanen / dahero dann viel weise Männer sich unterstanden / ihn eines bessern zu bereden / strafften seine Unbilligkeit höflich / und sparten keinen Fleiß / ihn zur Tugend treulich anzumahnen / und auff einen besseren Weg zu bringen / aber sie richteten nicht allein wenig bey ihm mit ihren treuen Lehren aus / sondern wurden auch mehrentheils sehr übel von dem Tyrannen belohnet / verspottet und gestraffet: Daher nahm sich einsmals einer vor / durch einen andern Weg dessen Gnade und Gunst zu erlangen: Lobte seine Thaten /und sein kluges Regiment nicht nur mündlich auffs allerhöchste / sondern machte ihm zu Ehren auch ein öffentlich Gerichte / in welchem er seine Tugenden biß in den Himmel erhub / meynete also hierdurch beydes ein gut Trinckgeld / und auch des Tyrannen stetige Gunst zu verdienen. Aber was geschicht? Dionysius läst zwar diesen seinen so wohlverdienten Lober nicht unbelohnet / sondern läst ihm auch zur Vergeltung eine ansehnliche Summa Geldes darreichen / befahl aber darneben daß man ihm die Zunge ausschneiden solte: Wie er nun gefragt ward; Warum er seinem Lober einen[601] so scharffen Lohn oder vielmehr Straffe anthäte? Antwortete er: Demnach es den Göttern also gefallen hat / daß einmal ein Mensch ist erfunden worden der mich gelobet / und gutes von mir geredet hat / so will ich seine Zunge zum Heiligthum in einem Tempel auffheben / damit sie vor aller Verderbniß bewahret werde.


Nicht einem ieden Schmeichler geräth seine Schmeicheley wohl.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 601-602.
Lizenz:
Kategorien: