84. [628] Aristippus leidet Schiffbruch ohne Schaden.

Der kluge und gelehrte Aristippus, als er einsmahls auff dem Meer schiffete / und mit seinen Gefehrten Schiffbruch litte / an das Rhodische Meer-Ufer ausgeworffen ward / fand er allda im Sande etliche Geometrische Figuren gemahlet: wie er nun deren gewahr wurde / rieff er überlaut. Ihr liebe Gefehrten seyd getrost / es wohnen in der nächsten Stadt wahre Menschen / bey welchen wir unsere Nothdurfft / Nahrung und Unterhalt leichtlich bekommen werden. Gieng darauff fort nach Rhodis / lehrete daselbst in den Schulen / und brachte in kurtzer Zeit durch seine Kunst / Weißheit und Geschicklichkeit so viel Vorrath an Geld und andern Sachen zusammen / daß er nicht allein selbst gnug hatte / sondern auch seinen gewesenen Gefehrten konte mittheilen. Als nun dieselbe wieder in ihr Vaterland ziehen wolten / und demnach Abschied von Aristippo nahmen / auch zugleich fragten: Ob sie auch den Seinigen in seinem Nahmen etwas verkündigen solten? sprach er: Erzehlet ihnen / was ihr gesehen habt / das uns wiederfahren ist / und vermahnet sie von mir und in meinem Nahmen / daß sie ihren Kindern solche Schätze sammlen / und zuwege bringen / die auch mit ihnen durchs Meer schwimmen / und durch Schiffbruch nicht verlohren werden können.


Tugend / Geschicklichkeit und Wissenschafft übertrifft allen Reichthum und zeitliche Schätze.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 628.
Lizenz:
Kategorien: