88. Wie man bey denen Spartanern die Raths-Herren erwehlet hat.

[633] Bey den Spartanern war dieser Gebrauch / daß / wann sie einen Rathsherrn erwehlen wolten / sie die Gemeine auff den Marckt berieffen und versammleten / darnach verschlossen sie etliche Männer in ein nechst dabey gelegenes Hauß / welche keinen Menschen sehen / und von keinem gesehen werden konten: Hierauff kamen diejenige / welche zur Wahl benennet waren / und gieng einer nach dem andern[633] stillschweigend mitten durch die Gemeine: Die verschlossene Auffmercker hatten Tafeln bey sich / darauf verzeichneten und schrieben sie die Stimmen des Volcks /welche Stimme nicht durch Wörter / sondern durch Klitschen oder Zusammenschlagung der Hände gegeben wurden. Es wusten aber diese Auffmercker nicht /welchem unter den Vorgestellten das Volck durch solches Zeichen ihrer Hände seinen Beyfall gab / sondern richteten sich nur nach der Zahl der durchgehenden und dem Handklitschen des Volckes: Welchem nun unter ihnen durch das gröste Handklappern (darauff die verschlossene Auffmercker acht gaben) das Volck Beyfall gab / es sey dem ersten / welcher also durchgangen war / oder dem andern / dritten / und so fortan / den erwehleten sie ohne weitere Erkäntniß der Sachen / und rieffen ihn vor einen rechtmäßigen / durch einhellige Zustimmung des Volckes erwehlten Rathsherren aus.


Ein iedes Land hat seine Weise: Lands Sitte / Lands Ehre.

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 633-634.
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