98. Exempel / die die Bibel und heilige Bücher fleißig gelesen.

[645] Vom Antonio, einen Egyptischen Mönche / schreibet Augustinus, wie auch Nicephorus,[645] daß / ob er gleich in Künsten und Sprachen nicht erfahren gewesen / so sey er doch von so scharffen Verstande und gutem Gedächtnisse gewesen / daß er auch die Heil. Schrifft aus dem blossen Gehör auswendig gefasset / und durch unnachläßiges Nachsinnen richtig verstanden.

Käyser Theodosius der Ander / hat mit solchem Eyffer und unauffhörlichem Fleisse die Bücher der Heil. Schrifft gelesen / daß er auch zuweilen die gantze Nacht mit zu Hülffe genommen. Er hat einen Leuchter mit einem künstlichen Uhrwerck machen lassen / welcher von sich selbsten sich beweget / und in Ermangelung Oel wiederum zugiessen können /und diesen hat er darum gebrauchet / damit ihm seine Diener nicht dörfften auffwarten / und in seinen geistlichen Arbeiten verhinderlich fallen.

Der Heil. Hieronymus / ob ihm gleich zu anfangs die Schrifften der Heydnischen Scribenten / vornemlich des Ciceronis, sehr gefallen / so hat er doch zuletzt eine solche Liebe die Schrifft zu lesen bekommen / daß er auff eine Zeit gesaget: Was für ein Theil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Was für Gemeinschafft hat das Licht mit der Finsterniß? Wie stimmet Christus mit Belial? Wie reimet sich der Psalter und Horatius? Das Evangelium und Cicero zusammen?


1. Prüffet alles / was gut ist / behaltet.

2. Das Wort GOttes ist köstlicher / dann Gold / und viel seines Goldes / denn es unterweiset uns zur Seligkeit.

3. Wie wird ein Jüngling seinen Weg unsträflich gehen: Wann er sich hält nach GOttes Wort. Ψ.C.XIX.9

Quelle:
Lauremberg, Peter: Neue und vermehrte Acerra philologica, Das ist: Sieben Hundert auserlesene, nützliche, lustige und denckwürdige Historien und Discursen, aus den berühmtesten griechischen und lateinischen Scribenten zusammengetragen [...], Frankfurt am Main, Leipzig, 1717, S. 645-646.
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