Zuflucht

[295] Armes Wild im Waldesgrunde,

Schlägt die Jagd dir eine Wunde,

Flüchtest du zur tiefsten Stelle,

An des Walds geheimste Quelle,

Daß sie dir mit frischer Kühle

Lindernd deine Wunde spüle.[295]

Mensch, du flieh mit deinem Schmerz

An die heimatlichste Stelle,

An des Trostes reinste Quelle,

Flüchte an das Mutterherz.

Doch die Mütter sterben bald;

Hat man dir begraben deine,

Flüchte in den tiefsten Wald

Mit dem wunden Reh – und weine!

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 295-296.
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