Auf eine holländische Landschaft

[212] Müde schleichen hier die Bäche,

Nicht ein Lüftchen hörst du wallen,

Die entfärbten Blätter fallen

Still zu Grund, vor Alterschwäche.


Krähen, kaum die Schwingen regend,

Streichen langsam; dort am Hügel[212]

Läßt die Windmühl ruhn die Flügel;

Ach, wie schläfrig ist die Gegend!


Lenz und Sommer sind verflogen;

Dort das Hüttlein, ob es trutze,

Blickt nicht aus, die Strohkapuze

Tief ins Aug herabgezogen.


Schlummernd, oder träge sinnend,

Ruht der Hirt bei seinen Schafen.

Die Natur, Herbstnebel spinnend,

Scheint am Rocken eingeschlafen.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 212-213.
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