Die Korybanten

[213] Betäubendes Erzgerassel,

Und sprühendes Feuergeprassel,

Hoch kommen die Dämpfe geschnoben

Vom rollenden Opferherde

Der alten Göttin Erde,

Und ihre Priester – sie toben.


Wie einst sich selber entmannten

Berauschte Korybanten

In rasenden Lustgetümmeln,

So toben, mit Wut geschlagen,

Erdpriester in unsern Tagen,

Bis sie sich geistig verstümmeln.


Als Rhea gebar den Kroniden

Für Hellas zum Heil und Frieden,

Erhoben ein Rauschen und Klingen

Des Kronos kecke Betäuber,

Daß der Götter Vater und Räuber

Das Zeuskind nicht möge verschlingen.[213]


Drum geht im greulichen Lärme

Entbrannter Kuretenschwärme

Der Mut mir nimmer verloren;

Es wird bei diesem Geschmetter

Für uns der olympische Retter,

Der neue Gott geboren.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 213-214.
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