Der Räuber im Bakony

[210] Der Eichenwald im Winde rauscht,

Im Schatten still der Räuber lauscht,

Ob nicht ein Wagen auf der Bahn

Fern rollt heran.[210]


Der Räuber ist ein Schweinehirt,

Die Herde grunzend wühlt und irrt

Im Wald herum, der Räuber steht

Am Baum und späht.


Er hält den Stock mit scharfem Beil

In brauner Faust, den Todeskeil;

Worauf der Hirt im Wurfe schnellt

Sein Beil, das fällt.


Wählt aus der Herd er sich ein Stück,

So fliegt die Hacke ins Genick,

Und lautlos sinkt der Eichelmast

Entseelter Gast.


Und ists ein Mensch mit Geld und Gut,

So meint der Hirt: es ist sein Blut

Nicht anders, auch nur rot und warm,

Und ich bin arm.

Quelle:
Nikolaus Lenau: Sämtliche Werke und Briefe. Band 1, Leipzig und Frankfurt a.M. 1970, S. 210-211.
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