23.
An ††

[107] Das dich umgiebt, belebest du;

Dein Auge gießt wie Saft der Reben

In todte Adern Geist und Leben

Und führt dem Herzen Feuer zu.[107]


Dem Kranken läuft das Blut geschwinder;

Der alte Mann, die kleinen Kinder,

Warm von dem ungewohnten Glück,

Umhüpfen deinen frohen Blick.


O Phillis, diesen Blick umgiebt

All' alles was man wünscht und liebt.

Ich möchte sonst kein Glück erwerben,

Als voll von diesem Blick zu sterben.


Drum flieg' ich, Räubrin meiner Ruh!

Daß mir dein Aug' den Tod soll geben,

Dir täglich voller Sehnsucht zu,

Und täglich – schenkt es mir das Leben.

Quelle:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Gedichte, Berlin 1891, S. 107-108.
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