43. Petrarch

[131] Ein Gedicht aus seinen Liedern gezogen.


Vorbericht

Man wird hoffentlich nicht verlangen, daß ein Dichter den ängstlichgetreuen Geschichtschreiber machen, und den Faden der Geschichte nie verlassen soll. Sollte sich auch für diese Kleinigkeit ein Zoilus finden, so will ich, um ihm die Mühe zu erleichtern, meinen Lesern ins Ohr sagen, daß Colonna, der Freund des Dichters, Bischof und sein Bruder Cardinal war; daß wir aus dem Leben Petrarchs, welches seinen Wercken vorgesetzt ist, nicht haben erfahren können, ob Laura jemals sey verheirathet worden; daß er sie aber überlebt, und noch ein ganzes Buch Lieder nach ihrem Tode geschrieben,[131] unter denen die erste Canzonetta auf ihren Tod ohnstreitig sein Meisterstück ist. Wir wollen sie, wenn wir unsern Leserinnen einen Gefallen damit thun können, im Anhange beyfügen.

Noch ist um dererwillen, die unsern Dichter nicht kennen, zu erinnern, daß er von einem sehr guten Hause in Florenz, aber von der Parthey der Bianchi war, die von der Parthey der Neri aus dem Vaterlande vertrieben wurden. Laura war eine gebohrne von Cabrieres, in der Nachbarschaft von Vaucluse, wo Petrarchens Vater ein Landgut hatte. Er sah sie zuerst am Charfreytage, als sie mit einer Freundin nach Lilla gieng, um dort die Messe zu hören.


Quelle:
Jakob Michael Reinhold Lenz: Gedichte, Berlin 1891, S. 131-132.
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