Vierzehnter Auftritt


[703] Von Tellheim. Werner. Just. Franziska.


VON TELLHEIM auf den Beutel weisend, den Werner weggeworfen. Hier, Just! – hebe den Beutel auf, und trage ihn nach Hause. Geh! – Just damit ab.

WERNER der noch immer mürrisch im Winkel gestanden, und an nichts Teil zu nehmen geschienen; indem er das hört. Ja, nun!

VON TELLHEIM vertraulich, auf ihn zugehend. Werner, wann kann ich die andern tausend Pistolen haben?

WERNER auf einmal wieder in seiner guten Laune. Morgen, Herr Major, morgen. –

VON TELLHEIM. Ich brauche dein Schuldner nicht zu werden; aber ich will dein Rentmeister sein. Euch gutherzigen Leuten sollte man allen einen Vormund setzen. Ihr seid eine Art Verschwender. – Ich habe dich vorhin erzürnt, Werner, –

WERNER. Bei meiner armen Seele, ja! – Ich hätte aber doch so ein Tölpel nicht sein sollen. Nun seh ichs wohl. Ich verdiente hundert Fuchtel. Lassen Sie mir sie auch schon geben; nur weiter keinen Groll, lieber Major! –[703]

VON TELLHEIM. Groll? – Ihm die Hand drückend. Lies es in meinen Augen, was ich dir nicht alles sagen kann. – Ha! wer ein besseres Mädchen, und einen redlichern Freund hat, als ich, den will ich sehen! – Franziska, nicht wahr? – Geht ab.


Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 1, München 1970 ff., S. 703-704.
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