V. Das Schaf und die Schwalbe

[260] Η χελιδων – επι τα νωτα των προβατων ιζανει, και αποσπα του μαλλου, και εντευϑεν τοις έαυτης βρεφεσι το λεχος μαλακον εστρωσεν Aelianus lib. III. c. 24


Eine Schwalbe flog auf ein Schaf, ihm ein wenig Wolle, für ihr Nest, auszurupfen. Das Schaf sprang unwillig hin und[260] wider. Wie bist du denn nur gegen mich so karg? sagte die Schwalbe. Dem Hirten erlaubst du, daß er dich deiner Wolle über und über entblößen darf; und mir verweigerst du eine kleine Flocke. Woher kömmt das?

Das kömmt daher, antwortete das Schaf, weil du mir meine Wolle nicht mit eben so guter Art zu nehmen weißt, als der Hirte.

Quelle:
Gotthold Ephraim Lessing: Werke. Band 1, München 1970 ff., S. 260-261.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Fabeln. Drei Bücher (Ausgabe 1759)
Fabeln: Drei Bücher (German Edition)
Fabeln, Drei Bücher (Anhang: 7 Neu Entdeckte Fabeln): Nebst Abhandlungen Mit Dieser Dichtungsart Verwandten Inhalts (German Edition)