Zweites Kapitel

[26] Das Jahr vierzig und das Jahr einundvierzig, dessen Herbst inzwischen herangekommen war, hatten in Königsberg ein ganz neues Leben hervorgebracht. Gleich dem Goethe'schen Zauberlehrling hatte Friedrich Wilhelm der Vierte mit seiner Huldigungsrede Kräfte zur Thätigkeit aufgerufen, die, lange vorhanden, nur des Augenblicks gewartet hatten, sich zu bethätigen, die der König nicht zu bannen vermochte, die ihm über den Kopf wuchsen, und sich gegen ihn zu wenden begannen, als er es versuchte, sie auf's Neue in Fesseln zu schlagen und zu unterdrücken.

Der Gemeingeist unserer Vaterstadt und der ganzen Provinz war immer ein freisinniger und kräftiger gewesen, und der Einfluß und die Richtung ihres Ober-Präsidenten, des Herrn von Schön, hatte in den letzten Dezennien diesen Sinn genährt. Rechnet man die Verirrungen der Ebelianer ab, so war man in weltlichen wie in geistigen Dingen sehr rationell. Vom deutschen Bunde ausgeschlossen, die russische Despotie zur Nachbarin, hielt man um so fester an dem specifischen Preußenthume und an dem Königshause fest, und grade weil nach der allgemeinen Ansicht der König selbst das Signal[26] zur freien Aussprache der Meinungen, zum Heraustreten in die Oeffentlichkeit gegeben hatte, konnte und wollte man sich lange nicht davon überzeugen, daß es damit wieder ein Ende haben solle. Ruhige und consequente Menschen haben der Inconsequenz gegenüber einen schweren Stand, weil sie den Gedankensprüngen und Einfällen derselben nicht zu folgen und nicht an dieselben zu glauben vermögen.

Einer der consequentesten Köpfe unserer Zeit, ein scharfer Denker, ein durchaus ernsthafter, damals aber noch junger Mann, war es denn auch, der es in Königsberg über sich genommen hatte, die allgemeine Meinung zum Ausdruck zu bringen, die allmählig heranzubilden und zu erzeugen er seit einer Reihe von Jahren mitgewirkt. Doktor Johann Jacoby war fünfunddreißig Jahre alt, als er die »Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen« publicirte, und sich dadurch zum Mittelpunkte aller Derjenigen machte, welche sich der Bevormundung entwachsen, und reif genug fühlten, selbst berathend und bestimmend an der Verwaltung und Leitung ihrer bürgerlichen und vaterländischen Angelegenheiten Theil zu nehmen.

Schon früher war er als Publicist aufgetreten, aber seine literarische Thätigkeit war nie eine fortgesetzte gewesen. Sie war ihm nicht Sache des Erwerbes, denn er war Arzt und hatte für seine Praxis seine Zeit nöthig; sie war ihm auch nicht eigentlich Sache des Genusses, denn er hatte nie, wie man es nennt, zu seinem Vergnügen geschrieben und er produzirte schwer. Nur wo es einen Mangel aufzudecken, ein Unrecht abzuwehren,[27] einen Irrthum aufzuklären galt, war er mit kurzen polemischen Broschüren, deren knappe Zusammengefaßtheit, deren klarer Ernst an Lessing erinnerten, für Recht und Wahrheit eingetreten, und hatte, wie am Krankenbette dem Einzelnen, bei den allgemeinen Uebelständen der Gesammtheit seines Volkes und Landes helfend zu dienen gestrebt.

Seine Angriffe gegen die Unentbehrlichkeit der medizinisch-chirurgischen Pepinière zu Berlin, seine an den damaligen Ober-Regierungsrath Streckfuß gerichtete Streitschrift für die Emancipation der Juden, seine Anmahnungen die studirende Jugend auf den Schulen nicht durch todten Schulzwang und durch Vernachlässigung der körperlichen Ausbildung zu ruiniren, hatten die Art seiner Kritik und seiner Polemik dargethan, aber auf dem eigentlich politischen Felde hatte er sich noch nicht bethätigt, und die ruhige und würdevolle Einfachheit, mit welcher er in seinen »Vier Fragen« es der preußischen Ständeversammlung auseinandersetzte, daß es jetzt für sie an der Zeit sei, die im Jahre fünfzehn verheißene Verfassung und Volksvertretung, welche sie »bisher als Gunst erbeten, nunmehr als erwiesenes Recht in Anspruch zu nehmen,« gewann ihm die größte Achtung und Verehrung in der Stadt, in der Provinz, im Vaterlande, und weit über dessen Grenzen hinaus.

Ohne wesentlich aus seinen gewohnten Lebensverhältnissen, aus seiner Zurückgezogenheit herauszutreten, war er bald die leitende Seele dessen, was in Königsberg geschah, und wie sich aus dem abgeschlossenen Maschinensaale einer großen Fabrik die Bewegung bis in die entferntesten[28] Theile derselben verbreitet, und Verrichtungen leistet, welche man kaum noch mit der Maschine und ihrer Triebkraft in Verbindung glaubt, so regte der Geist Johann Jacoby's nach allen Seiten und auf allen Gebieten den Trieb zum Fortschritt und den Drang zur Arbeit an demselben an.

Er stand aber mit diesen Bestrebungen glücklicher Weise nicht allein da. Es hatte sich in jener Zeit in Königsberg ein Kreis von Männern zusammen gefunden, die mehr oder weniger jung, Alle noch unabgebraucht waren, und jenen Idealismus besaßen, der wirksam ist, auch wenn er von der Verhältnisse Ungunst gehemmt, hinter seinem Ziele zurückbleiben muß. Ludwig Crelinger, der Oberlehrer Witt, Professor Carl Rosenkranz, Doktor Rupp, der Prediger Detroit, Ludwig Walesrode, Professor Ludwig Moser, Doctor Reinhold Jachmann, Doktor Kosch, der Polizei-Präsident Abegg, der Kaufmann und Vorsteher der Stadtverordneten-Versammlung, Herr Heinrich, bildeten, ohne einen regelmäßigen Vereinigungspunkt zu haben, damals noch eine feste Gemeinschaft, einig in ihren Meinungen, einig in ihren Zwecken und einig auch über die Mittel zu einer friedlichen Agitation. Da diese Männer verschiedenen Berufskreisen und zum Theile auch verschiedenen Gesellschaftskreisen angehörten, trugen sie bewußt oder unwillkürlich ihre Ansichten in die Familien über, und es gab bald kaum noch ein Haus, von der Wohnung, welche der Minister von Schön im königlichen Schlosse bewohnte, bis hinab in die Werkstatt des Handwerkers, in welcher man nicht mit Achtsamkeit den öffentlichen Ereignissen und den[29] Maßregeln der Regierung gefolgt wäre, in welcher man nicht entschlossen gewesen wäre, nicht länger müßig zuzusehen und abzuwarten, sondern sich so weit zu unterrichten und zu bilden, als nöthig sei, um das, was man bisher als eine Gunst erbeten, als ein Recht fordern zu können.

Es sind immer einzelne Personen und bestimmte Stichworte, welche die Träger und die Symbole für die geistigen Bestrebungen bilden. Solche Stichworte waren im Jahre vierzig und in den ihm folgenden Jahren bei uns in Königsberg die Schlußworte der vier Fragen, und als ihr Gegensatz die Phrase, mit welcher der Minister, Herr von Rochow, die Elbinger Bürger an ihren »geringen Unterthanenverstand« gemahnt hatte, als sie sich mit einer Petition an die Regierung gewendet hatten. Wie im Jahre achtundvierzig kleine Burschen in den Straßen von Paris Barrikaden spielten und mit energischem Tone das Girondisten-Lied sangen, so konnte man bei uns in Königsberg, wie schon erwähnt, im Jahre einundvierzig achtjährige Buben bei ihren Zänkereien auf den »beschränkten Unterthanenverstand« ihrer Kameraden schimpfen und sie betheuern hören, daß sie »keine Gunst erbitten wollten, wo sie ihr Recht zu fordern hätten.« So aber müssen die Schlagwörter einer Partei und einer Zeit in das Volk übergehen und zu feststehenden Redensarten werden, wenn die Begriffe, welche jene Worte in sich tragen, ein Gemeingut und ein Hebel für die Thatkraft werden sollen. Die auf Papier verhandelte Theorie, die in Büchern niedergelegten Gedanken thun's lange nicht allein, das lebendige Wort, der sinnliche Eindruck[30] sind das eigentlich Fortzeugende, und eine Sache, die noch kein Symbol, kein Schlagwort, keinen in der Masse des Volkes, bei Alt und Jung, bei Groß und Klein bekannten Führer für sich gewonnen hat, eine solche Sache hat noch nicht die rechte Kraft in der Gegenwart und noch wenig Aussicht für die Zukunft. Es ist immer ein Glück für eine Partei, wenn sie erst einen Namen an ihrer Spitze hat, der Begeisterung in den Massen hervorruft, wenn dieser Verein ein Zeichen, ein Symbol, ein Schlag- und Stichwort hat, das im Herzen und im Munde des Volkes lebt; denn: »am Zeichen hält der Geist die Welt!« und was des Zeichens entbehrt, das existirt für den Moment nur in abstrakto, und ist für die Masse noch gar nicht vorhanden.

Bei uns in Königsberg kannte und schätzte das Volk seine Führer. Jeder kannte den Doktor Jacoby, den mittelgroßen etwas gebückt gehenden Mann, mit seinem schon früh kahl gewordenen Kopf, mit der gebognen, weit vorspringenden Nase, mit den starken Lippen, und den großen, leuchtenden, hellblauen Augen, die förmlich Flammen sprühen konnten, wenn er mit Nachdruck sprach, und die so mild aussahen, wenn er am Krankenbette saß oder mit freier, heitrer Freundlichkeit sich in der Gesellschaft bewegte. Jeder kannte den schönen Polizeipräsidenten Abegg mit seinem blond gelockten Haar und jenem feinen und doch kräftigen Antlitz, in welchem Wohlwollen und Menschlichkeit aus jeder Miene sprachen. Der große, schlanke Doktor Rupp, blaß, mit schwarzem Lockenhaar und dunkeln, ernsten Augen; Doktor Witt, krausköpfig, untersetzt, mit frischen, rothen Wangen, fröhlich,[31] rührig und straff in seinen Bewegungen wie ein Student; der kleine, schnelle, stets satyrisch lächelnde Professor Moser; der maßvolle und in Gegenwart von Fremden doppelt vornehme Rath Crelinger, sie waren Figuren, die sich nur zu zeigen brauchten, um Theilnahme zu erregen, und es währte auch nicht lange, so hatten sich unter der Aegide dieser Männer die ersten politischen Bürgerversammlungen gebildet, so war die »Bürgerressource« zu einem Orte geworden, in welchem die Angelegenheiten des Landes in Vorträgen erörtert und besprochen würden.

Nebenher hatte Ludwig Walesrode, der ohne einen amtlichen Beruf, als Literat in Königsberg lebte, im Winter eine Reihe von Vorlesungen vor Männern und Frauen gehalten, welche, anscheinend nur auf die Unterhaltung des Publikums angelegt, eine Menge von Sarkasmen, wie gut gezielte Schüsse gegen die obwaltenden Uebelstände und deren Vertreter und Aufrechterhalter gerichtet hatten; und wo alle diese verschiedenen Strahlen des neuen Lichtes nicht eindringen konnten, da hatten die Halle'schen Jahrbücher, welche bei uns in Königsberg berg seit ihrem ersten Erscheinen, von Männern und Frauen, mit großer Theilnahme aufgenommen und von manchen mit wahrer Erhebung gelesen wurden, Klarheit und Tag geschaffen.

Die Bedeutung dieser Zeitschrift, das Verdienst der Männer, welche sich an ihr betheiligten, ist nicht hoch genug anzuschlagen. Man muß zurückdenken an die Zeit, in welcher sie erschienen, an die Epoche, welche dieser Zeit vorausgegangen ist, man muß Diejenigen fragen,[32] Männer sowohl als Frauen, welche sich damals in dem Alter von achtzehn bis dreißig Jahren befunden haben, um der Wirkung gerecht zu werden, welche die Jahrbücher geübt. Ich sage nicht zu viel, wenn ich behaupte, daß die ganze tüchtige Jugend jener Zeit sich an den Jahrbüchern zum Denken gewöhnt, sich daran geschult, sich an ihnen erzogen hat; und ich spreche das nicht nach meinem eigenen Gefühle aus, sondern ich berichte damit, was Männer und Frauen aus den verschiedensten deutschen Gauen mir viele Jahre später von sich selber berichtet haben.

Jung, schlagfertig, immer zum Angriff und zur Abwehr bereit, standen die Halle'schen Jahrbücher beständig auf der Wacht. Jedem Vorgange im politischen Leben, jeder irgend bedeutenden Erscheinung auf dem Felde der Literatur folgte ihr scharfes Auge, folgte ihre schärfere Kritik, folgte der Axtschlag ihrer unerbittlichen und rücksichtslosen Wehrhaftigkeit. Sie bildeten keine Clique, sie waren eine Gewalt, welche kein Unterhandeln kannte. Sie befaßten sich nicht mit beschönigenden Redensarten, sie nannten die Dinge bei ihrem rechten Namen. Ohne Gottesfurcht und ohne Menschenfurcht hatten sie es gar kein Hehl, daß sie nicht in die Welt gekommen waren, um den Frieden zu bringen. Sie brachten den Krieg in ihrer Kritik der reinen Vernunft, und sie schrieben dabei ein so gutes ehrliches Deutsch, daß man seine ehrliche Freude daran haben konnte. Ihre Leser durch zerstreuende Unterhaltung zu amüsiren, fiel ihnen gar nicht ein. Sie hielten sich zu gut dazu und dachten auch von ihren Lesern zu gut, um nicht auf etwas Besseres für sie auszugehen, als auf das bloße elende Amüsement.[33] Sie befaßten sich mit Neuigkeiten, mit Erzählungen, mit Novellen und Romanen nur, insofern diese Dinge anderwärts vorhanden waren, und sie es für Pflicht erachteten, es den Leuten klar zu machen, was gut oder böse daran sei. Sie hatten mit der Romantik keinen andern Zusammenhang, als den des Kampfes auf Tod und Leben, den sie gegen den verwirrenden Reiz derselben führten; und Bilder in ihr gutes Journal eindrucken zu lassen – heute ein Bild von Goethe, morgen eines vom ersten Mandarinen des himmlischen Reiches zu bringen, heute die Juno Ludovisi und morgen die Crinoline der Kaiserin Eugenie abzubilden, das fiel ihnen in ihrem ernsten Glauben an ihr Volk und an dessen ernstes Interesse und sittlichen Gehalt, vollends gar nicht ein. Man muß aber ein Publikum auch gründlich verachten, um es für Nichts empfänglich zu glauben, als für das Amüsement durch den größtmöglichen Wechsel und die größtmögliche Oberflächigkeit; und wer die illustrirten Amüsements-Journale und die Familien-Journale in England oder Frankreich zuerst erfand, der war sicherlich kein Menschenfreund und dachte nicht groß von der Zukunft der Menschheit und von der Aufgabe der Literatur.

Fest und ernst, selbst wo sie spotteten, gingen die Jahrbücher auf ihren Gegenstand und auf ihr Ziel los. Man erwartete jedes Heft mit Ungeduld, weil man sicher war, Aufklärung über Fragen und Gedanken zu erhalten, mit welchen man sich trug, und man legte das Journal nicht aus der Hand, ohne sich wesentlich unterrichtet, ohne sich in seinen Anschauungen erhoben und einen neuen Blick auf Bereiche des Denkens gewonnen[34] zu haben, der früher noch nicht eröffnet gewesen war. Wie ein Corps von Pionnieren gingen die Mitarbeiter der Jahrbücher der großen Schaar ihrer strebsamen Zeit- und Altersgenossen voran, das Gestrüpp des Vorurtheils niederhauend, Pfade bahnend für den Gedanken, Brücken schlagend aus der Vergangenheit in die Zukunft, und aufräumend und abbrechend zur Rechten und zur Linken, was dem freien Fortschritt irgendwo im Wege stand. Aber bei dieser zerstörenden Tendenz waren die Jahrbücher ein Werk, für das man sich, was der bloßen zerstörenden Kritik gegenüber sonst nicht möglich ist, aus vollem Herzen begeistern konnte, weil man den Geist der Humanität und des Idealismus, aus welchem die Kritik hervorging, immerdar durchfühlen und empfinden konnte. Sie zerstörten nur, um Raum für Neues und Besseres zu schaffen, und es lag in ihrer Art der Dialektik ein Etwas, das mich zum Beispiel fortwährend zum Dichten und Gestalten anreizte, und mich antrieb, mich heimlich und ungekannt ihrem Paniere anzuschließen, und so weit es in meiner Fähigkeit und in meiner Macht lag, mit ihnen gemeinsam für die Wahrheit und Freiheit auf allen Gebieten des menschlichen Daseins zu arbeiten und zu wirken. War es mir nicht vergönnt, wie die Männer in meiner Nähe und wie die Mitarbeiter der Jahrbücher, im offenen und entscheidenden Kampfe mitzufechten, so wollte ich ihnen wenigstens unter der Schutzwehr der Dichtung, so gut ich es vermochte, die Kugeln zutragen helfen. Von meinem ersten kleinen Roman an, bis hin zu diesen gegenwärtigen Geständnissen über mich selbst, habe ich es als meine höchste Aufgabe betrachtet, in meinen[35] Arbeiten dichtend den Zwecken und Ueberzeugungen zu dienen, welche mir Ideal und Religion sind, seit ich zu denken gelernt habe. Das heißt der Tendenz, so weit sie Sache des menschlichen Interesses und nicht der abstrakten Parteinahme ist. Denn nur die Erstere ist wesentlich die Aufgabe des Dichters; und ich bin mir bewußt, in meinen Arbeiten, eben so wie ich meine Ueberzeugung vertrat, auch die mir entgegenstehenden Ansichten und Ueberzeugungen, so weit ich sie nachzudenken vermochte, mit der Anerkennung ausgestattet zu haben, welche die poetische Unparteilichkeit dem Dichter zur Gewissenssache macht.

Es hat mir daher auch keinen Kummer verursacht, wenn man mir damit einen Vorwurf zu machen geglaubt, daß meine Absichten und Ueberzeugungen in meinen Dichtungen deutlich durchzufühlen seien. Denn abgesehen davon, daß es mir für einen Men schen von ernsten Ueberzeugungen unmöglich scheint, diese nicht auch in seinen schöpferischen Arbeiten als seine sittliche Grundlage zu vertreten, habe ich oftmals erfahren, wie ich hier Klarheit und dort Duldung in manche Seele getragen, der Beide auf dem Wege der eigenen Erfahrung oder der kalten Doktrin nicht zugänglich gewesen wären, und hätte ich den Glauben nicht gehabt, mit der offenen Darlegung meines innersten Erfahrens und Erleidens denselben sittlich-poetischen Zwecken zu dienen, denen mein Leben nun seit zwanzig Jahren gewidmet gewesen ist, so würde ganz gewiß kein Blatt dieses Werkes in die Oeffentlichkeit gekommen, und wahrscheinlich keine Zeile desselben geschrieben worden sein.[36]

Quelle:
Fanny Lewald: Gesammelte Werke. Band 3, Berlin 1871, S. 26-37.
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