Der Winter

[50] Von einer Brücke schreit vergrämt ein Hund

Zum Himmel ... der wie alter grauer Stein

Auf fernen Häusern steht. Und wie ein Tau

Aus Teer liegt auf dem Schnee ein toter Fluß.


Drei Bäume, schwarzgefrorne Flammen, drohn

Am Ende aller Erde. Stechen scharf

Mit spitzen Messern in die harte Luft,

In der ein Vogelfetzen einsam hängt.


Ein paar Laternen waten zu der Stadt,

Erloschne Leichenkerzen. Und ein Fleck

Aus Menschen schrumpft zusammen und ist bald

Ertrunken in dem schmählich weißen Sumpf.


Quelle:
Alfred Lichtenstein: Gesammelte Gedichte. Zürich 1962, S. 50.
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