Siebenundachtzigster Brief

Albrecht an Wildberg

[210] Ich bitte Dich um Gottes Willen, Wildberg, reise zu Marien, und gieb mir Nachricht von ihr. Der Gedanke an sie ängstigt mich beständig und läßt mir keinen ruhigen Augenblick. Gewiß, es war Unrecht, so gegen sie zu handeln, ohne[210] einmal ihre Vertheidigung angehört zu haben, ohne selbst ihren Brief aufmerksam zu lesen! Und dieses Betragen gegen eine Frau, die immer so sanft, so nachgebend gegen mich war, an der ich nie einen schlechten Zug bemerkte. Die verdammte Empfindeley war ihr einziger Fehler. Ich kann Dir meine Unruhe nicht beschreiben. Schaffe mir doch schleunige Nachricht von ihr.

Albrecht.

Quelle:
Margareta Sophia Liebeskind: Maria. Theil 1–2, Theil 2, Leipzig 1784, S. 210-211.
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