Bruder Liederlich

[93] Die Feder am Sturmhut in Spiel und Gefahren

Halli.

Nie lernt' ich im Leben zu fasten, zu sparen,

Hallo.

Der Dirne lass' ich die Wege nicht frei,

Wo Männer sich raufen, da bin ich dabei,

Und wo sie saufen, da sauf' ich für drei.

Halli und Hallo.
[93]

Verdammt, es blieb mir ein Mädchen hängen,

Halli.

Ich kann sie nur nicht aus dem Herzen zwängen,

Hallo.

Ich glaube, sie war erst sechszehn Jahr,

Trug rote Bänder im schwarzem Haar,

Und plauderte wie der lustigste Staar.

Halli und Hallo.


Was hatte das Mädel zwei frische Backen,

Halli.

Krach, konnten die Zähne die Haselnuß knacken,

Hallo.

Sie hat mir das Zimmer mit Blumen geschmückt,

Die wir auf heimlichen Wegen gepflückt,

Wie hab' ich dafür an's Herz sie gedrückt.

Halli und Hallo.


Ich schenkt' ihr ein Kleidchen von gelber Seiden,

Halli.

Sie sagte, sie möcht' mich unsäglich gern leiden,

Hallo.

Und als ich die Taschen ihr vollgesteckt

Mit Pralines, Feigen und feinem Confeckt,

Da hat sie von Morgens bis Abends geschleckt.

Halli und Hallo.


Wir haben süperb uns die Zeit vertrieben,

Halli.

Ich wollte wir wären zusammen geblieben,

Hallo.

Doch wurde die Sache mir stark ennuyant,

Ich sagt' ihr, daß mich die Regierung ernannt,

Kamele zu kaufen in Samarkand.

Halli und Hallo.
[94]

Und als ich zum Abschied die Hand gab der Kleinen,

Halli,

Da fing sie bitterlich an zu weinen,

Hallo.

Was denk' ich just heut ohn' Unterlaß,

Daß ich ihr so rauh gab den Reisepaß ...

Wein her, zum Henker, und da liegt Trumpf Aß.

Halli und Hallo.

Quelle:
Detlev von Liliencron: Adjudantenritte und andere Gedichte, Leipzig 1883, S. 93-95.
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