3.

Über die Schäferey Amœna eines ungenannten Freundes

[5] Musa, Venus, Charis schauet,

Wie Amœna Staffeln bauet,

Auffzusteigen euren Thron.

Gebt ihr Raum zur rechten Seite;

Schaffet, daß man ihr bereite

Eine frische Lorber-Kron'.

Phöbus lehnt ihr seinen Wagen,

Ihren Ruhm herumb zu tragen

Durch das blaue Sternen-Feld.

Hermes soll die Flügel fassen,

Daß sie sei, verkünden lassen,

Zu dem ewig-seyn gesellt.

Billich! denn so hohe Sinnen

Müssen andren Dank gewinnen,

Als ein kriechend Erde-Geist,

Den man aus dem eignen nennen

Dennoch nicht mag recht erkennen,

Weil er andres ist als heist.

Sinnen, die vom Himmel kommen,

Werden billich aufgenommen

In das reine Himmel-klar,

Da der schwartzen Erde Schatten

Glantz und Flammen ihrer Thaten

Nimmermehr vertunkeln thar.

Quelle:
Friedrich von Logau: Sämmtliche Sinngedichte, Tübingen 1872, S. 5.
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Die tapfere Wahrheit. Sinngedichte. Insel-Bücherei Nr. 614
Sinngedichte / Von Logau, Friedrich (German Edition)