Durchlauchtigster Großmächtiger Chür-Fürst /Gnädigster Chur-Fürst und Herr.

Arminius / vor welchem das Welt-beherrschende Rom mehrmals gezittert / hatte das Absehen / seine sieghaffte Waffen / welche nebst Ihm vor mehr als tausend Jahren zu Staub und Asche worden / wiederum ans Tagelicht zu bringen / und solche Eur. Chur-Fürstl. Durchl. Erlauchtestem Herrn Vater /höchstrühmlichen Andenckens zu Füssen zu legen. Dieser deutsche Held zohe Ihm und seinen Landes-Leuten das Römische Joch recht unerschrocken vom Halse / darunter viel Könige seuffzeten / und wiedmete die eroberten Römischen Adler / Waffen und Beile nach der Varischen Schlacht seinen Göttern. Was Wunder: daß er sich mit seinen Sieghafften zu dem grossen Europeischen Friedrich Wilhelm zu wenden begehret? als zu einem viel rechtern GOtt / weil Gott der Götter die Beherrscher der Erden selbst so nennet; als einem hertzhafften Vertheidiger Deutschlandes; welches wegen der vor wenig Jahren so tapfer verfochtenen Freyheit (die gleich denen beym Hellespont auf des Protesilaus Grabe wachsenden Bäumen von der herrschenssüchtigen Aufblähung des gegen über liegenden Iliums schon zu knacken anfieng /) seinen blutigen Degen zu küssen / und gleich dem Xenophon / dessen Sohn in der Mantineischen Schlacht vors Vaterland rühmlich gestorben / zu verehren Ursache hat; als einem Uberwinder; dessen Siege fast alle vier Theile der Welt geschmecket / und offt als einen Blitz empfinden müssen. Die Tugend ist wol ihr selbst-Lohn und braucht keines Anstriechs; Gleichwol aber hat Homer des Achilles / andere anderer Helden Bedächtnüs biß auf unsere Zeiten erhalten müssen. Dem Arminius ist sein Vaterland diese danckbare Pflicht schuldig geblieben; und die nach so viel hundert Jahren beym Schlusse dieses löblichen Vorhabens beschäfftigte väterliche Hand hat das Göttliche Verhängnüs durch allzufrühzeitigen Tod unterbrochen: daß nunmehr der Sohn diesem hochverdienten Helden hierdurch vollends ans Licht hilfft /und solch Werck / nach dem zu höchstem Leidwesen Deutschlands unser grosser Ceder-Baum / daran sich manch Staat sicher gelehnet / nicht ohne erbebenden Donner-Knall in Stücken zerfallen / Eur. Chur-Fürstl. Durchl. bey nunmehr angetretener Regierung / als einem nichts minder klugen und hertzhafften Nachfolger / zum schuldigsten Opfer / nebst seinem Hertzen / als der besten Beylage / in aller Unterthänigkeit liefert.

Arminius bleibt nun Zweifel ohne in dem berühmten Berlin / dessen Verherrlichung einen August zum Beherrscher andeutet / unter die Helden aufgethrönet /welchem Eurer Chur-Fürstl. Durchl. gleich Dero Erlauchtestem Herrn Vorfahr / weil von Adlern nur Adler gebohren werden / aller Welt zur Nachfolge lebhafftes Bild / gleich der Sonne bey denen Persiern oder denen Sinesischen Königen mehr mit verdecktem Munde und Angesicht stillschweigend zu verwundern / als durch eine ohnmächtige Feder abzuzirckeln. Denn Tinte und Farbe ist allzuschlecht hierzu; und das Alterthum hat schon längst seinen Phidias und Silanion / Welschland seinen Bernin / wir Deutschen aber unsern Rauch-Müller verlohren; wiewol auch diese noch nicht die rechten Werckzeuge der Verewigung sind; sondern Eur. Chur-Fürstl. Durchl. anbetenswürdige Vollko enheiten sahe man vor Dero würcklichen Regierungschon in die Sternen gezeichnet / und fester / als alle in stummen Marmel und Alabaster gehauene Ehren-Säulen / in die danckbaren Bemüther der itzig- und künfftigen Welt / als die lebhaften und unvergänglichen Behältnüße / gesetzet. Anitzo aber schauet gantz Europa Eur. Chur-Fürstl. Durchl. in Dero Erlauchtesten Herrn Vatern Fußstapfen vollkömmlich getreten zu seyn; in dem Selbte so wol zu grosser Verwunderung aller Fürsten / als hohem Vergnügen aller aufrichtig-gesinnten deutschen Hertzen die deutsche Freyheit zu beschirmen allbereit einen höchstrühmlichen und die Unsterbligkeit verdienenden Anfang gemacht haben; also Selbte nicht minder als ein ander Heermann / wie vor Dero eigene Länder / als des gantzen deutschen Reichs Wolstand zu sorgen bemühet sind.

Ich verhoffe die glückseligsten Zeiten / und darinnen meinen Angel-Stern erreichet zu haben / da in Dero nunmehr durch eine wieder aufs neue aufgegangene Sonne bestrahlten Himmels- und Erden-Kreiße ich meinen würcklichen Sitz gefunden / in welchem Berechtigkeit und Friede sich küssen / Künste und Waffen sich umbarmen / und der heilige Gottesdienst die Grundfeste ist; also ein jeder Unterthan mit mehrerm Recht / als die Egyptier / welche ihren Segen weder dem Himmel / noch ihren Königen / sondern eintzig dem Nilus zuschreiben / vor die ewige Erhaltung des zeither vom Tod und Verhängnüs heftig erschütterten Erlauchtesten Chur-Hauses Brandenburg den Allerhöchsten hertzlich anzuruffen / und nebst mir sich glückselig zu schätzen und zu rühmen Ursach hat.


Eur. Chur-Fürstl. Durchl.


Allerunterthänig-gehorsamster Knecht


Daniel Caspar von Lohenstein

Quelle:
Daniel Caspar von Lohenstein: Großmütiger Feldherr Arminius, Erster Theil, Leipzig 1689.
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