Dritter Auftritt

[17] Der Graf. Georg.


GEORG. Gott sei Dank, daß wir den alten Quacksalber los sind, wir haben gar mancherlei zu besprechen. Die alte Schachtel also – wollte sagen: das Fräulein – Eure Braut –

GRAF. So schweig doch mit deiner Braut; es kam mir nie in den Sinn, mich mit ihr zu verloben.

GEORG. Was nützt das? Sie läßt Euch nicht aus dem Garne und wird alles aufbieten, Eure Pläne zu vereiteln. Sie ist bei unserem Verbündeten, dem Gastwirt, abgestiegen.

GRAF. Desto besser, so können wir durch ihn erfahren, was sie im Schilde führt.

GEORG. Herr Ritter, ich fürchte, dieser Brenner ist ein Spitzbube, er hält's mit jedem, der tüchtig zahlt.[17]

GRAF. Immerhin. Auf jeden Fall ist es Zeit, dem tollen Treiben ein Ende zu machen.

GEORG. Nun, es freut mich, daß Ihr es selbst einseht. O Herr Ritter, Ihr seid ein entsetzlicher Mensch.

GRAF. Bursche!

GEORG. Versteht mich recht. Daß Ihr Euch in die Tochter eines Waffenschmieds verliebt habt, darin liegt nichts Entsetzliches, auch nicht, daß Ihr mich veranlaßtet, meinen schlanken Leib in dies rußige Wams zu stecken; aber daß Ihr mich verleitet habt, um Euretwillen meine Ehrlichkeit zum Teufel zu jagen, falsche Lehrbriefe zu schmieden, damit uns der Meister aufnehmen konnte, o Herr Ritter, diese Sünde lastet schwer auf Euch.

GRAF. Du bist ein Narr!

GEORG. Euer Kamrad bin ich und kein Narr.

GRAF. Georg!

GEORG. Lassen wir's gut sein. Nur noch das eine: Wollt Ihr das Mädchen heiraten?

GRAF. Freilich will ich das.

GEORG. Und Euer alter Adel?

GRAF. Die Liebe gleicht alles aus.

GEORG. Die Liebe? Ach, bester Herr Ritter, wie mancher böse Bube hat schon seine schlechten Streiche auf ihre Rechnung geschrieben, der in seinem Leben nicht wußte, was Liebe ist.

GRAF will auf ihn los. Elender, du erfrechst dich?

GEORG. He, Kamrad! Du wirst doch Spaß verstehen. Verzeiht, es war ein dummer Scherz. Also ernsthaft: Glück auf, Herr Ritter! Mögen sich immerhin Eure Vorfahren den Knebelbart ausraufen, Ihr macht Euch und Euer Weib glücklich. Nun aber: Euer Plan?

GRAF. Morgen tret ich vor den Alten als Graf von Liebenau und begehre offen und ehrlich seiner Tochter Hand.

GEORG. Das laßt Euch vergehen.

GRAF. Warum?

GEORG. Weil der alte Pferdedoktor alles haßt, was Ritter heißt.[18]

GRAF. Du meinst die Geschichte mit seinem Weibe?

GEORG. Nun freilich. Sie ließ sich eines schönen Abends von einem Geharnischten entführen, daher seine Wut.

GRAF. Ich werde mein Heil versuchen! Heute abend will ich als Ritter die Treue meines Mädchens noch einmal auf die Probe stellen; denn betrügt sie den Schmiedegesellen Konrad, so betrügt sie auch den Ritter Liebenau.

GEORG. Ist denn das nicht einerlei, ob sie Euch als Ritter oder als Schmied liebt?

GRAF. Sie liebt mich als Ritter und als Schmied, folglich zwei, und ein Weib soll nur einen lieben.

GEORG. Sie liebt ja auch nur einen.

GRAF. Das verstehst du nicht.

GEORG. Es scheint mir auch so.

GRAF. Ich gehe, mich zu verwandeln, es ist spät. Lächelnd. Du wirst mich doch nicht mit Lanz' und Schwert empfangen, wenn ich zurückkehre?

GEORG achselzuckend. Des Meisters Gebot –

GRAF. Du Spitzbube! Bin ich erst am Ziele meiner Wünsche –

GEORG. Dann, Herr Ritter –?

GRAF. Dann sollst du mich erkenntlich finden! Er geht durch die Mitte ab.


Quelle:
Albert Lortzing: Der Waffenschmied. Stuttgart 1963, S. 17-19.
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