VI.

1VND es begab sich auff einen Affter1sabbath /das er durchs Getreide gieng / vnd seine Jünger raufften Ehren aus / vnd assen / vnd rieben sie mit den henden. 2Etliche aber der Phariseer sprachen zu jnen /Warumb thut jr / das sich nicht zimet zu thun auff die Sabbather? 3Vnd Jhesus antwortet / vnd sprach zu jnen / Habt jr nicht das gelesen / das Dauid thet / da jn hungerte / vnd die mit jm waren? 4Wie er zum hause Gottes eingieng / vnd nam Schawbrot / vnd ass / vnd gab auch denen / die mit jm waren / die doch niemand thurste essen / on die Priester alleine. 5Vnd sprach zu jnen / Des menschen Son ist ein HErr /auch des Sabbaths. Matt. 12; Mar. 2; 1. Reg. 21.


6ES geschach aber auff einen andern Sabbath / das er gieng in die Schule / vnd lerete. Vnd da war ein Mensch / des rechte hand war verdorret. 7Aber die Schrifftgelerten vnd Phariseer hielten auff jn / ob er auch heilen würde am Sabbath / Auff das sie eine sache zu jm fünden. 8Er aber merckete jre gedancken / vnd sprach zu dem Menschen mit der dürren hand / Stehe auff / vnd trit erfür. Vnd er stund auff /vnd trat da hin. 9Da sprach Jhesus zu jnen / Jch frage euch / Was zimet sich zu thun auff die Sabbather / Gutes oder böses? Das leben erhalten / oder verderben? 10Vnd er sahe sie alle vmbher an / vnd [281a] sprach zu dem Menschen / Strecke aus deine hand. Vnd er thets / Da ward jm seine hand wider zu recht bracht / gesund wie die ander. 11Sie aber wurden gantz vnsinnig / vnd beredeten sich mit einander / was sie jm thun wolten. Matt. 12; Mar. 3.


12ES begab sich aber zu der zeit / das er gieng auff einen Berg zu beten / vnd er bleib vber nacht in dem gebet zu Gott. 13Vnd da es tag ward / rieff er seinen Jüngern / vnd erwelet jrer Zwelffe / welche er auch Apostel nennet / 14Simon / welchen er Petrum nennet / vnd Andrean seinen bruder / Jacobum vnd Johannem / Philippum vnd Bartholomeum / 15Mattheum vnd Thomam / Jacobum Alphei son /Simon genant Zelotes / 16Judam Jacobs son / vnd Judam Jschariothen den Verrheter. Mat. 10; Mar. 3.

17VND er gieng ernidder mit jnen / vnd trat auff einen Platz im felde / vnd der hauff seiner Jünger /vnd eine grosse menge des Volcks / von allem Jüdischenlande vnd Jerusalem / vnd Tyro von Sidon / am meer gelegen / 18die da komen waren / jn zu hören /vnd das sie geheilet würden von jren Seuchen / Vnd die von vnsaubern Geisten vmbgetrieben wurden / die wurden gesund. 19Vnd alles Volck begeret jn anzurüren / Denn es gieng Krafft von jm / vnd heilet sie alle.

20VND er hub seine augen auff vber seine Jünger /vnd sprach / Selig seid jr Armen / Denn das reich Gottes ist ewer. 21Selig seid jr / die jr hie hungert /Denn jr solt sat werden. Selig seid jr / die jr hie weinet / Denn jr werdet lachen. 22Selig seid jr / so euch die Menschen hassen / vnd euch absondern / vnd schelten euch / vnd verwerffen ewern namen / als einen boshafftigen / vmb des menschen Sons willen. 23Frewet euch als denn vnd hüpffet / Denn sihe /ewer Lohn ist gros im Himel. Des gleichen theten jre Veter den Propheten auch. 24Aber dagegen weh euch Reichen / Denn jr habt ewern trost da hin. 25Weh euch / die jr vol seid / Denn euch wird hungern. Weh euch / die jr hie lachet / Denn jr werdet weinen vnd heulen. 26Weh euch / wenn euch jederman wol redet. Des gleichen theten jre Veter den falschen Propheten auch. Mat. 5.

27ABer ich sage euch / die jr zuhöret / Liebet ewre Feind. Thut denen wol die euch hassen. 28Segenet die / so euch verfluchen. Bittet fur die / so euch beleidigen. 29Vnd wer dich schlehet auff einen Backen /dem biete den andern auch dar. Vnd wer dir den Mantel nimpt / dem were nicht auch den Rock. 30Wer dich bittet / dem gib. Vnd wer dir das deine nimpt /da foddere es nicht wider. 31Vnd wie jr wolt / das euch die Leute thun sollen / Also thut jnen gleich auch jr. Mat. 5; Mat. 7.

32VND so jr liebet die euch lieben / was dancks habt jr dauon? Denn die Sünder lieben auch jre Liebhaber. 33Vnd wenn jr ewren Wolthetern wolthut /was dancks habt jr dauon? Denn die Sünder thun dasselbige auch. 34Vnd wenn jr leihet / von denen jr hoffet zu nemen / was dancks habt jr dauon? Denn die Sünder leihenden sündern auch / auff das sie gleichs widernemen. 35Doch aber / Liebet ewre Feinde2 /Thut wol / vnd leihet / das jr nichts dafur hoffet / So wird ewer Lohn gros sein / vnd werdet Kinder des Allerhöchsten sein / Denn er ist gütig vber die vndanckbarn vnd boshafftigen.


36DARumb seid barmhertzig / wie auch ewr Vater barmhertzig ist. 37Richtet nicht / So werdet jr auch nicht gerichtet. Verdampt nicht / So werdet jr nicht verdampt. Vergebet / So wird euch vergeben. 38Gebt / So wird euch gegeben. Ein vol / getrückt /gerüttelt vnd vberflüssig Mas wird man in ewern schos geben. Denn eben mit dem Mas / da jr mit messet / wird man euch wider messen. Mat. 7.

39VND er saget jnen ein Gleichnis / Mag auch ein Blinder einem Blinden den weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Gruben fallen? 40Der Jünger3 ist nicht vber seinen Meister / Wenn der Jünger ist wie sein Meister / so ist volkomen. 41Was sihestu aber einen Splitter in deines Bruders auge / vnd des [281b] Balcken in deinem auge wirstu nicht gewar?42Oder wie kanstu sagen zu deinem Bruder / Halt stille bruder / ich wil den Splitter aus deinem auge ziehen / vnd du sihest selbst nicht den Balcken in deinem auge? Du Heuchler / Zeuch zuuor den Balcken aus deinem auge / vnd besihe denn / das du den Splitter aus deines Bruders auge ziehest. Matt. 15.

43DEnn es ist kein guter Bawm / der faule frucht trage / vnd kein fauler bawm / der gute frucht trage. 44Ein jglicher Bawm wird an seiner eigen Frucht erkand. Denn man lieset nicht Feigen von den Dornen /Auch so lieset man nicht Drauben von den Hecken. 45Ein guter Mensch bringet gutes erfur / aus dem guten Schatz seines hertzen / Vnd ein boshafftiger Mensch bringet böses erfür / aus dem bösen schatz seines hertzen. Denn wes das hertz vol ist / des gehet der Mund vber. Mat. 7; Mat. 12.


46WAS heisst jr mich aber HErr / HErr / Vnd thut nicht was ich euch sage? 47Wer zu mir kompt / vnd höret meine rede / vnd thut sie / Den wil ich euch zeigen / wem er gleich ist. 48Er ist gleich einem Menschen / der ein Haus bawete / vnd grub tieff / vnd legete den grund auff den Fels. Da aber Gewesser kam /da reis der Strom zum Hause zu / vnd mochts nicht bewegen / Denn es war auff den Fels gegründet. 49Wer aber höret vnd nicht thut / Der ist gleich einem Menschen / der ein Haus bawete auff die Erden on grund. Vnd der Strom reis zu jm zu / vnd es fiel bald / vnd das Haus gewan einen grossen Riss. Matt. 7.


1 Gleich wie wir den Dinstag nennen den Afftermontag / also nenneten die Jüden den andern tag nach dem hohen Sabbath / den affter Sabbath. Wie das aus Matth. xxviij. wol zunemen ist.

2 Wer seinem Feinde leihet oder wol thut / der leret sich selbs / das er nichts dafur darff hoffen noch gewarten / Das thut aber niemand denn ein Christen.

3 Das ist / wens dem Jünger gehet wie dem Meister / so gehets recht.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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