XII.

1ZV der zeit / gieng Jhesus durch die Saat am Sabbath / vnd seine Jünger waren hungerig / fiengen an Ehren auszureuffen / vnd assen. 2Da das die Phariseer sahen / sprachen sie zu jm / Sihe / Deine Jüngere thun das sich nicht zimpt am Sabbath zuthun. Marc. 2; Luc. 6.

3ER aber sprach zu jnen / Habt jr nicht gelesen /was Dauid thet / da jn vnd die mit jm waren / hungerte? 4Wie er in das Gottes haus gieng / vnd ass die Schawbrot / die jm doch nicht zimpten zu essen /noch denen die mit jm waren / sondern allein den Priestern. 5Oder habt jr nicht gelesen im Gesetz / wie die Priester am Sabbath im Tempel den Sabbath brechen / vnd sind doch on schuld? 6Jch sage aber euch /Das hie der ist / der auch grösser ist denn der Tempel. 7Wenn jr aber wüstet / was das sey (Jch habe wolgefallen an der Barmhertzigkeit / vnd nicht am Opffer) hettet jr die Vnschüldigen nicht verdampt. 8Des menschen Son ist ein HErr / auch vber den Sabbath1. 1. Reg. 21; Osee. 6.


9VND Er gieng von dannen furbas / vnd kam in jre Schule. 10Vnd sihe / da war ein Mensch / der hatte ein verdorrete hand / Vnd sie frageten jn / vnd sprachen / Jsts auch recht am Sabbath heilen? Auff das sie eine sache zu jm hetten. 11Aber er sprach zu jnen /Welcher ist vnter euch / so er ein Schaf hat / das jm am Sabbath in eine Gruben fellet / Der es nicht ergreiffe vnd auffhebe? 12Wie viel besser ist nu ein Mensch / denn ein Schaf? Darumb mag man wol am Sabbath gutes thun. 13Da sprach er zu dem Menschen / Strecke deine hand aus / vnd er strecket sie aus / Vnd sie ward jm wider gesund / gleich wie die andere. Mar. 3; Luc. 6.


14DA giengen die Phariseer hin aus / vnd hielten einen Rat vber jn / wie sie jn vmbbrechten. 15Aber da Jhesus das erfur / weich er von dannen / Vnd jm folgete viel volcks nach / Vnd er heilete sie alle / 16vnd bedrawete sie / das sie jn nicht meldeten. 17Auff das erfüllet würde das gesagt ist durch den Propheten Jsaiam / der da spricht / 18Sihe / Das ist mein Knecht / den ich erwelet habe / vnd mein Liebster /an dem meine Seele wolgefallen hat. Jch wil meinen Geist auff jn legen / Vnd er sol den Heiden das Gericht verkündigen. 19Er wird nicht zancken noch schreien / vnd man wird sein geschrey nicht hören auff den Gassen. 20Das zustossen Rhor wird er nicht zubrechen / Vnd das glümende Tocht wird er nicht auslesschen / Bis das er ausfüre das Gericht zum sieg / 21Vnd die Heiden werden auff seinen Namen hoffen. Marc. 3; Jsa. 42.


22DA ward ein Besessener zu jm bracht / der war Blind vnd Stum / Vnd er heilet jn / Also / das der blinde vnd stumme / beide redet vnd sahe. 23Vnd [252a] alles Volck entsatzte sich / vnd sprach / Jst dieser nicht Dauids son? 24Aber die Phariseer / da sie es höreten / sprachen sie / Er treibt die Teufel nicht anders aus / denn durch Beelzebub / der Teufel öbersten. Luc. 11.

25JHEsus vernam aber jre gedancken / vnd sprach zu jnen / Ein jglich Reich so es mit jm selbs vneins wird / das wird wüste. Vnd ein jgliche Stad oder Haus / so es mit jm selbs vneins wird / mags nicht bestehen. 26So denn ein Satan den andern austreibt / so mus er mit jm selbs vneins sein / Wie mag denn sein Reich bestehen? 27So ich aber die Teufel durch Beelzebub austreib / Durch wen treiben sie ewre Kinder aus? Darumb werden sie ewre Richter sein. 28So ich aber die Teufel durch den geist Gottes austreibe / So ist je das reich Gottes zu euch komen.

29ODer / wie kan jemand in eines starcken haus gehen / vnd jm seinen Hausrat rauben / Es sey denn /das er zuuor den Starcken binde / vnd als denn jm sein Haus beraube? 30Wer nicht mit mir ist / Der ist wider mich / Vnd wer nicht mit mir samlet / Der verstrewet. 31Darumb sage ich euch / Alle sünde vnd Lesterung wird den Menschen vergeben / Aber die Lesterung wider den Geist / wird den Menschen nicht vergeben. 32Vnd wer etwas redet wider des menschen Son / dem wird es vergeben. Aber wer etwas redet wider den heiligen Geist / dem wirds nicht vergeben /weder in dieser noch in jener2 Welt. Luc. 12.

33SEtzet entweder einen guten Bawn / so wird die Frucht gut / Oder setzet einen faulen Bawm / so wird die frucht faul. Denn an der Frucht erkennet man den Bawm. 34Jr Ottern gezichte / wie kund jr gutes reden / die weil jr böse seid? Wes das Hertz vol ist /des gehet der Mund vber. 35Ein gut Mensch / bringet guts erfür / aus seinem guten schatz des hertzen / Vnd ein böser Mensch / bringet böses erfür / aus seinem bösen schatz. 36Jch sage euch aber / Das die Menschen müssen rechenschafft geben am jüngsten Gericht / von einem jglichen vnnützen wort / das sie geredt haben. 37Aus deinen worten wirstu gerechtfertiget werden / Vnd aus deinen worten wirstu verdampt werden.


38DA antworten etliche vnter den Schrifftgelerten vnd Phariseern / vnd sprachen / Meister / Wir wolten gerne ein Zeichen von dir sehen. 39Vnd er antwortet /vnd sprach zu jnen / Die böse vnd ehebrechersche Art / suchet ein Zeichen / Vnd es wird jr kein Zeichen gegeben werden / Denn das Zeichen des Propheten Jonas. 40Denn gleich wie Jonas war drey tage vnd drey nacht in des Walfisches bauch / Also wird des menschen Son drey tage vnd drey nacht mitten in der Erden sein. 41Die Leute von Niniue werden aufftretten am jüngsten Gerichte / mit diesem Geschlechte / vnd werden es verdamnen / Denn sie thetten Busse nach der predigt Jonas / Vnd sihe / Hie ist mehr denn Jonas. 42Die Königin von Mittag wird aufftretten am jüngsten Gerichte mit diesem Geschlecht / vnd wird es verdamnen / Denn sie kam vom ende der erden / Salomonis weisheit zu hören / Vnd sihe / Hie ist mehr denn Salomon. Marc. 8; Luc. 11; Joh. 2; Joh. 3; 3. Reg. 10.


43WEnn der vnsauber Geist von dem Menschen ausgefaren ist / so durchwandelt er dürre Stete / suchet ruge / vnd findet sie nicht. 44Da spricht er denn /Jch wil wider vmb keren in mein Haus / daraus ich gegangen bin. Vnd wenn er kompt / so findet ers müssig / gekeret vnd geschmückt. 45So gehet er hin / vnd nimpt zu sich sieben ander Geister / die erger sind /denn er selbs / Vnd wenn sie hinein komen / wonen sie alda / Vnd wird mit dem selben Menschen hernach erger / denn es vorhin war. Also wirds auch diesem argen Geschlecht gehen. Luc. 11.


46DA er noch also zu dem volck redet / Sihe / da stunden seine Mutter und seine Brüder draussen / die wolten mit jm reden. 47Da sprach einer zu jm / Sihe /Deine Mutter vnd deine Brüder stehen draussen / vnd wöllen mit dir reden. 48Er antwortet aber / vnd sprach zu dem / der es jm ansaget / Wer ist meine Mutter? vnd wer sind meine Brüder? 49Vnd recket die hand aus vber seine [252b] Jünger / vnd sprach /Sihe da / das ist meine Mutter vnd meine Brüder. 50Denn wer den willen thut meines Vaters im Himel /der selbige ist mein Bruder / Schwester vnd Mutter. Marc. 3; Luc. 8.


1 Wer an Christum gleubet / ist vber alle Gesetze / vnd wird nicht beschüldigt vom Gesetz.

2 Das hie Mattheus spricht (weder in dieser noch in jener welt) saget Marcus also / Er ist schüldig einer ewigen schuld.


Quelle:
Martin Luther: Die gantze Heilige Schrifft Deudsch. 2 Bände, München 1972.
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